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Politik

Gemischte Bilanz eines großen Afrikaners

Kommentarbild Ludger Schadomsky
Ludger Schadomsky
18. August 2018

Oft wird der nun verstorbene Kofi Annan in einem Atemzug mit Nelson Mandela genannt. Wie Mandela hat Annan viel für das Ansehen Afrikas geleistet. Aber auch sein politisches Erbe hat Kratzer, meint Ludger Schadomsky.

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Kofi Annan / Syrien / Damaskus
Kofi Annan Bild: Reuters

Es ehrt den Ghanaer, dass er seine Rolle im Vorfeld des Genozids von Ruanda 1994 später selbstkritisch beleuchtet und Abbitte geleistet hat. Vergeblich hatte der Befehlshaber der Annan unterstellten UN-Mission in Ruanda immer wieder vor einem drohenden Völkermord im Herzen Afrikas gewarnt. Und ebenso beharrlich hatte Annans Büro in New York die Faxe aus Kigali ignoriert - bis es zu spät war und mehr als 800.000 Tutsi und moderate Hutu ihr Leben verloren hatten. Der kanadische Kommandant Romeo Dallaire versuchte später, sich das Leben zu nehmen. Und auch auf dem immer verbindlichen Kofi Annan lastete bis zuletzt die Verantwortung für das Versagen "seiner UN" sichtlich schwer.

Auch im mörderischen Konflikt im sudanesischen Darfur spielten die Vereinten Nationen, dann bereits unter Führung Annans, keine wirklich überzeugende Rolle. Zu leise war Annans "quiet diplomacy" mit dem Mörderregime in Khartum. Und auch dies hat er (zu) spät eingeräumt.

Kommentarbild Ludger Schadomsky
Ludger Schadomsky, Leiter DW Amharisch

Nobelpreis trotz Schwachstellen

Es wäre nun freilich vermessen, den Afrikaner Annan in die Haftung zu nehmen für all die Konflikte und Toten, die in seiner Amtszeit als Generalsekretär vor allem auf seinem Heimatkontinent zu beklagen waren. Fest steht jedoch, dass der Ruf des Ghanaers, obwohl 2001 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet, auf internationalem Parket erheblich besser war als im UN-Hauptquartier. Dort warfen ihm Kritiker einen zu laxen Führungsstil und zu wenig Durchsetzungsvermögen bei der dringend nötigen Reform der Vereinten Nationen vor.

Einmal mehr drängt sich der Vergleich mit Nelson Mandela auf: Im Ausland als Popstar gefeiert, häufte sich zuletzt in seiner Heimat Kritk an verschleppten politischen Reformen. Und auch Vorwürfe von Korruption in der eigenen Familie eint die beiden großen Afrikaner.

International hoch geachteter Friedensbotschafter

Nach dem Ende seiner Amtszeit mischte sich der Diplomat Annan immer wieder ein, mahnte hier, schrieb dort ein Vorwort. War seine Vermittlungsmission in Kenia noch von einigem Erfolg gekrönt, so warf er seinen Job als Syrien-Vermittler nach wenigen Monaten entnervt hin. 

Und so lebt der Name Kofi Annan vor allem in der Arbeit der nach ihm benannten Stiftung, vor allem aber in dem "Kofi Annan International Peacekeeping Training Centre" in seiner Heimat Ghana nach. Dort werden seit vielen Jahren zivile und militärische Streitkräfte für internationale Friedenseinsätze ausgebildet. Wenn diese Männer und Frauen es in Zukunft vermögen, Zivilisten auf der ganzen Welt vor mörderischen Gemetzeln à la Ruanda zu schützen, dann reiht sich Annan posthum ein in die Ahnen-Galerie der größten Väter des Kontinentes: als ein international hochgeachteter Friedensbotschafter, dessen leise und verbindliche Vermittlung auf tragische Weise freilich hier und da allzu leise war. Eines der großen Projekte Annans, die seit langem überfällige Reform der Vereinten Nationen, bleibt ohenhin akut wie nie zuvor, wie nicht zuletzt der Syrien-Dauerkonflikt beweist.

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