Kommentarwürdige Themen hätte es an diesem Sport-Wochenende genug gegeben. Da wäre zum Beispiel die anhaltende sportliche Krise des FC Bayern, die beeindruckende Niederlagenserie des VfB Stuttgart oder nicht zu vergessen die jüngsten Veröffentlichungen des Nachrichtenmagazins "Spiegel" am vergangenen Freitag. Ich möchte an dieser Stelle allerdings nicht das offensichtliche kritisieren, sondern stattdessen ein Lob aussprechen. Ein Lob für einen jungen Trainer, der gerade die schwerste Zeit seiner noch jungen Laufbahn durchmacht: Domenico Tedesco. Der 33-Jährige sucht seit dem desaströsen Saisonstart von fünf Niederlagen in Folge das berühmte Licht am Ende des Tunnels oder einfacher gesagt: den Weg aus der (sportlichen) Krise. Und er tut das mit einer beeindruckenden Ruhe!
Tedesco bleibt ruhig
Ansehnlich sieht das Schalker Spiel momentan nicht aus, so ehrlich muss und darf man sein. Dementsprechend war und ist die Kritik an der Spielweise der Königsblauen auch recht deutlich. Von beeindruckendem Zauberfußball ist der Klub aus Gelsenkirchen momentan weit entfernt. Waren sie im vergangenen Jahr aber auch. Der Unterschied? In der letzten Saison war der "ehrliche Arbeiterfußball" oft von Erfolg gekrönt.
Dieses Mal ist das nicht so und deswegen ist die Kritik an Tedescos Spielidee und deren aktueller Umsetzung groß, und mitunter auch berechtigt. Fußball-Experten, Journalisten und auch viele Anhänger fanden zuletzt deutliche Worte bzw. Pfiffe - doch Tedesco blieb ruhig. "Ich bin aber auch in schwierigen Situationen dazu geneigt, ruhig zu bleiben und zu arbeiten", sagte der 33-Jährige nach dem 3:1-Sieg gegen Hannover.
Viele wären schon gescheitert
Die Ruhe zu bewahren zählt beim FC Schalke, welchen Tedesco seit zwei Jahren als Cheftrainer betreut und im vergangenen Jahr - seinem ersten als Bundesligatrainer - gleich zur Vizemeisterschaft führte, nicht zu den leichtesten Übungen. Ein, zumindest in der Vergangenheit oft unruhiges Umfeld, hartnäckige Reporter oder auch eine meist hohe Erwartungshaltung haben schon so manchem seiner Vorgänger den Arbeitsalltag erheblich erschwert und dazu geführt, dass das Arbeitsverhältnis vorzeitig beendet wurde.
Nach außen wirkt der in Italien geborene Trainer oft abgeklärt, doch er kann auch anders und das macht ihn durchaus sympathisch. Nach dem ersten Saisonsieg gegen Mainz am 6. Spieltag hatte er in der Interviewzone feuchte Augen, nach dem nervenaufreibenden DFB-Pokalsieg gegen Köln sah man die sprichwörtlich schweren Steine von seinem Herzen fallen. Der auf dem 33 Jahre alten Trainer lastende Druck war immens hoch und wird trotz zuletzt ordentlicher Ergebnisse, sicher noch eine Weile hoch bleiben. Erdrücken wird der Druck Tedesco aber nicht. Und genau für seinen Umgang mit dieser Situation, mit seiner ersten echten Krise - an der mancher Kollege sicher bereits gescheitert wäre - verdient Domenico Tedesco höchsten Respekt!