Auf einmal geht alles doch ganz schnell. Am Dienstag noch wollte Winterkorn kämpfen für das Ansehen von Volkswagen, für völlige Transparenz und natürlich um seinen guten Ruf. Gerade einmal 24 Stunden später ist die Ära Winterkorn Geschichte - und das ist gut so. Hier geht es um den guten Ruf der gesamten Automobilindustrie, um den guten Ruf der deutschen Industrie insgesamt in der Welt. Deshalb braucht Volkswagen einen Neuanfang.
Martin Winterkorn war ein Manager der alten Schule. Mehr Patriarch als Vorstandsvorsitzender eines Weltkonzerns. Das war schon lange nicht mehr zeitgemäß. Deutschlands mächtigster Wirtschaftsführer musste aber abtreten, weil er die Kontrolle über "sein" Unternehmen verloren hatte. Ein Unternehmen, das er an die Weltspitze geführt hat. Doch in der Krise verblassen die Erfolge von Gestern schnell. Vor einer Woche war er für seine Aufsichtsräte der "bestmögliche" Manager, jetzt entziehen sie ihm das Vertrauen. Kontrollverlust auch hier. Er hat wohl keine gute Figur gemacht bei der Krisensitzung in der Wolfsburger Konzernzentrale.
Das Präsidium hatte gar keine andere Wahl, als dem Topmanager den Stuhl vor die Tür zu setzen. Freiwillig wollte er ja nicht gehen und in wenigen Tagen hätte seine Vertragsverlängerung angestanden. Das wäre nicht nur wegen juristischer Unwägbarkeiten undenkbar in dieser Zeit. Am Ende zogen wohl alle am gleichen Strang: Die Arbeitnehmervertreter sorgten sich um die 600.000 Mitarbeiter weltweit, die Kapitalseite um ihr Geld und Ansehen.
Für den Erfolgsmenschen ist es wohl der bitterste Tag in seinem Leben. Am Ende einer so spektakulären Karriere bleibt ein Scherbenhaufen. Den hätte er sich ersparen können, hätte er schon vor einem halben Jahr Platz für einen Jüngeren an der Spitze gemacht. Diesen Zeitpunkt hat Martin Winterkorn verpasst.
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