Kommentar: Im Norden nichts Neues
18. August 2013Und täglich grüßt das Murmeltier! Immer dann, wenn der Hamburger SV die Möglichkeit hat, etwas zu erreichen, kann mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, dass er es gründlich verpatzen wird. In der vergangenen Saison hatten die Hamburger mehrfach die Gelegenheit, in die Europapokalränge zu klettern, doch jedes Mal scheiterten sie - meist an sich selbst und der eigenen Mentalität.
Nun sind gerade einmal zwei Spieltage in der neuen Saison vorbei und schon wieder hat der HSV das erste Ziel verpasst. Oder besser gesagt: Er ist laut scheppernd mit Pauken und Trompeten durchgerasselt. Nach dem hoffnungsfroh stimmenden 3:3 auf Schalke an Spieltag eins, sollte mit einem Sieg zu Hause gegen Hoffenheim ein guter Saisonstart perfekt gemacht werden. Ein kleines Ziel für einen Fußball-Club, ein viel zu großes für den Hamburger SV.
Statt mit den hungrigen Hoffenheimern mit der nötigen Einstellung Paroli zu bieten, zeigten die Hamburger eine unterirdische Leistung und stellten nach dem zweiten Gegentreffer zum 1:2 die Abwehrarbeit komplett ein. 1:5 hieß es am Ende, ein peinlicher Auftritt, der die Fans zu wütenden Pfiffen und Trainer Thorsten Fink zu einer lautstarken Kabinenpredigt veranlasste. Nicht die erste seit er den Job als HSV-Coach übernommen hat.
Dabei stehen mit René Adler, Heiko Westermann, Marcell Janssen und Rafael van der Vaart gestandene Nationalspieler in seinen Reihen, die eigentlich in der Lage sein müssten, der Mannschaft auch in kritischen Momenten und in Drucksituationen Stabilität zu verleihen. Eigentlich…
Trotzdem tun sie es seit Monaten nicht. In der vergangenen Saison sammelten Finks Spieler in entscheidenden Spielen Niederlagen in Serie – manchmal sogar in verheerender Höhe. 0:3 in Leverkusen, 1:5 in Hannover, 1:4 auf Schalke, die Krönung das 2:9 in München. "Das war ein Lehrbeispiel, wie man es nicht macht", sagte Fink nach dem Hoffenheim-Spiel und haderte mit der chronisch fehlenden Konstanz im Spiel seines Teams: "Die Mannschaft lässt mich seit eindreiviertel Jahren nicht einmal zwei bis drei Spieltage durchatmen." Trotzdem hält der Trainer am Saisonziel Europapokalplatz fest. Sportdirektor Oliver Kreuzer hatte die mangelhafte Mentalität der Spieler schon vor der Saison beklagt - nach einer 0:4-Testspiel-Klatsche gegen Zweitliga-Abstiegskandidat Dynamo Dresden.
Den HSV-Fans hängt es schon zu den Ohren heraus: "Es muss sich dringend etwas ändern" lautet mal wieder die Parole. Und wie so oft zuvor, droht sie ungehört zu verhallen. Sollten die Hamburger so weiter machen, dürften sie sich nicht wundern, wenn am Ende der Saison nicht der angestrebte Europapokal-Platz, sondern nur die Teilnahme an der Relegation herauskäme. Dann müsste der Bundesliga-Dino in zwei Entscheidungsspielen darum kämpfen, auch in der 52. Saison noch in der Bundesliga mitspielen zu dürfen. Und man könnte dann im Sinne des Hamburger SV wohl nur hoffen, dass die Mentalität der Spieler einer solchen Drucksituation gewachsen wäre.