Jetzt tut es endlich!
Jetzt beginnt einmal mehr der globale Teppichhandel um die Klimaziele. Es geht darum, das magische Ziel von maximal zwei Grad Erderwärmung endlich für alle weltweit verbindlich festzuschreiben. Damit könnten sich die schlimmsten Folgen des Klimawandels einigermaßen aufhalten lassen, so hoffen die Forscher. Der letzte Versuch, sich diesem Ziel zu nähern, war 2009 in Kopenhagen katastrophal gescheitert. Seitdem herrscht, abgesehen von halbherzigen Versuchen, weitgehend Stillstand.
Meteorologen schlagen Alarm
2015 war das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen und gleichzeitig Höhepunkt der wärmsten Fünf-Jahresperiode, die je gemessen wurde. Die Wissenschaftler meldeten desaströse Regenfälle etwa in China und Südamerika, Wirbelstürme verursachten Rekordschäden zum Beispiel auf den Philippinen. Und die vom Untergang bedrohten Pazifikinseln schlagen immer verzweifelter Alarm.
Nur absolute Ignoranten, die mit dem Kopf im Sand die Gefahren absolut nicht sehen wollen, bestreiten jetzt noch, dass unser aller Zukunft durch die Folgen des Klimawandels bedroht ist. Leider gehört die republikanische Partei in den USA dazu. Präsident Barack Obama aber betrachtet eine erfolgreiche Klimavereinbarung inzwischen immerhin als Teil seines politischen Vermächtnisses. Sogar China, inzwischen größter Luftverschmutzer weltweit, ist jetzt bereit, die Verringerung seines Kohlendioxid-Ausstoßes zumindest anzukündigen.
Mehr Absichts- als Verpflichtungserklärung
Insgesamt haben über 170 Länder bis zum Beginn der Konferenz in Paris Verpflichtungserklärungen abgegeben. Aber das ist kein Grund zum Optimismus: Selbst wenn alle Zusagen eingehalten würden, bedeutete das immer noch einen Anstieg der Erderwärmung um rund drei Grad. Und das ist deutlich zu viel, sagt die Wissenschaft.
Auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat schon erklärt, dass diese Ankündigungen nicht ausreichen. Der Start in die Verhandlungsrunde ist also trotz einiger guter Vorzeichen schon wieder auf den ersten Metern gebremst. Und dass die Zahlen sich nicht richtig addieren, ist nur ein Teil der Probleme. Die USA können nur ein Abkommen abschließen, das als Vereinbarung auf freiwilliger Basis daherkommt. Einen bindenden internationalen Vertrag könnte der republikanisch dominierte Kongress blockieren. Das ist ein wesentlicher Hemmschuh.
Zudem sind viele weitere Positionen offen: Zum Beispiel, wie sich das große Schwellenland Indien verhält, ob die Entwicklungsländer am Ende genug Geld von den Industriestaaten bekommen, um ihre Anstrengungen aufzuwiegen, und vieles mehr.
Kein Platz für nationalen Egoismus
Der Erfolg dieser Klimakonferenz hängt von unzähligen Details, vom guten Willen aller Beteiligten und davon ab, dass die französischen Verhandlungsführer ein Wunder der Kompromissfindung vollbringen. Die Vorarbeit dazu haben sie jedenfalls geleistet. Wenn sich dann allerdings ein Land wie Polen in letzter Minute nach einem Regierungswechsel als möglicher Blockierer positioniert, möchte man vor Wut in die Tischkante beißen. Es ist in Paris kein Platz mehr für nationalen Egoismus, es geht um die Zukunft der Menschheit und nicht um die polnischen Kohlegruben. Und dies ist nur ein typisches Beispiel aus einer langen Liste von Einzelbefindlichkeiten und Sonderwünschen, die den Verhandlungserfolg verhindern können.
Alle Metaphern mit tickenden Uhren, auf denen der Minutenzeiger fünf Minuten vor Zwölf steht, sind längst verbraucht. Dieser Klimagipfel muss endlich einen politischen Quantensprung beim Klimawandel bringen. Denn seit dem ersten Abkommen in Kyoto haben wir fast zwanzig Jahre verloren. Mit steigender Verzweiflung möchte man jetzt den Regierungschefs in Paris zurufen: Kein Krieg, keine Wirtschaftsprobleme, keine Flüchtlingskrise, kein anderes Thema ist so wichtig wie dieses – verdammt noch mal, bewegt Euch endlich!
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