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Lachende Dritte

Christoph Hasselbach7. Juli 2014

Während der sozialistische Präsident Hollande schwächelt und sein Vorgänger Sarkozy unter Bestechungsverdacht steht, profitiert der Front National, glaubt Christoph Hasselbach.

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Le Pen lacht Foto: Reuters
Bild: Reuters

Was ist mit der politischen Klasse der "Grande Nation" los? Da ist ein sozialistischer Staatspräsident François Hollande, dessen Umfragewerte ins zweite Untergeschoss gefallen sind, weil er aus Angst, irgendjemandem wehzutun, gar nichts tut. Sein konservativer Vorgänger und möglicher künftiger Herausforderer Nicolas Sarkozy dagegen wird wie ein Verbrecher abgeführt. Der Vorwurf lautet, er habe versucht, einen hohen Staatsanwalt zu bestechen. Derweil freut sich Marine Le Pen vom rechtsextremen Front National, wie sich die politischen Gegner ganz von selbst zerlegen. Bei der Europawahl wurde der Front National bereits stärkste Partei in Frankreich. Es gelang Le Pen zwar bisher nicht, zusammen mit anderen Rechtsaußenparteien im Europaparlament eine gemeinsame Fraktion zu gründen. Ihr kommt es aber vor allem auf die französische Innenpolitik an. Und da spielen ihr beide klassische Parteien gerade derart in die Hände, dass einem um die Führung des Landes Angst und Bange werden kann.

Schwacher Hollande, zerstrittene UMP

Der eher blasse Hollande war gewählt worden als Anti-Sarkozy. Dessen hochfahrende, derbe Art, sein parvenuehaftes Auftreten und seine Glitzerehe mit Carla Bruni waren den Franzosen bald auf die Nerven gegangen. Sie wollten am Ende lieber einen "normalen" Präsidenten und wählten Hollande. Wäre der nur normal und langweilig gewesen, hätte sich wohl niemand daran gestört. Doch der Sozialist blieb untätig, während die französische Wirtschaft immer mehr an Wettbewerbsfähigkeit verlor und die Arbeitslosigkeit stieg. Und an dieser Malaise hat sich bis heute kaum etwas geändert. Eigentlich ein gefundenes Fressen für jeden konservativen Herausforderer. Doch die oppositionelle UMP konnte bisher kein Kapital aus Hollandes Schwäche schlagen, vor allem deshalb, weil sie selbst furchtbar zerstritten ist.

Deutsche Welle Christoph Hasselbach
Christoph Hasselbach: Die UMP konnte bisher nicht von Hollandes Schwäche profitieren.Bild: DW/P. Henriksen

Sarkozy ist gedemütigt

Der einzige UMP-Politiker, dem man bisher zutraute, sowohl Hollande zu schlagen als auch Le Pen in die Schranken zu weisen, war - Sarkozy. Ob er noch einmal kandidieren wolle oder nicht, das solle man an seinem Kinn ablesen, hatte Sarkozy vor einigen Wochen gesagt. Und siehe da, sein Kinn ist nach monatelangem Dreitagebart plötzlich wieder präsidiabel glattrasiert. Doch die Bilder von der Fahrt zum Untersuchungsrichter könnten seinem Ehrgeiz einen Strich durch die Rechnung gemacht haben. Egal, wie die Sache juristisch ausgeht, Sarkozy wurde öffentlich gedemütigt. Außerdem hängen eine ganze Reihe weiterer Vorwürfe an ihm, die sich für die Öffentlichkeit zum Gesamtbild eines allzu selbstherrlichen Politikers vereinen. Die Parteibasis mag ihm glauben, hier werde politisch gegen ihn intrigiert, doch die Mehrheit der Franzosen will Sarkozy nicht wieder im Elysée-Palast sehen.

Ein geeigneter Kandidat fehlt noch

Setzt sich Sarkozy trotzdem innerparteilich durch und tritt 2017 als Präsidentschaftskandidat der UMP an, könnte es für Frankreich heikel werden: François Hollande ist derart angeschlagen, dass er eigentlich nur verlieren kann. Und Sarkozy wird die Nation spalten. Marine Le Pen wiederum wird sagen, sie sei ganz anders als diese abgehobene Kaste, die sich nur um sich selbst drehe und der das Volk egal sei. Bei der Präsidentschaftswahl 2002 war Le Pens Vater Jean-Marie überraschend in die Stichwahl gegen Amtsinhaber Jaques Chirac gekommen. Damals siegte der Konservative Chirac haushoch, weil ihn in der Stichwahl auch viele Linke wählten, um Le Pen zu verhindern. Auf diesen Effekt kann man bei einer möglichen Stichwahl Marine Le Pen-Sarkozy nicht unbedingt setzen, einmal weil Sarkozy zu sehr polarisiert, aber auch, weil der Front National inzwischen für viele Franzosen salonfähig geworden ist. Gesucht wird bei der UMP nun ein integrer, einender, trotzdem aber reformfreudiger Parteichef und Präsidentschaftskandidat. Von hier aus die Bitte an die Partei: Legt Euch nicht zu früh auf Sarkozy fest!

Sarkozy mit Stoppelbart im Auto Foto: Reuters
Sarkozy, noch mit Stoppelbart, wurde wie ein Verbrecher abgeholt.Bild: Reuters