1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Kommentar: Luxusproblem oder Dilemma?

Calle Kops18. Oktober 2015

Borussia Mönchengladbach holt den vierten Erfolg im vierten Ligaspiel unter Interimstrainer André Schubert. Diese Siegesserie bringt Sportdirektor Max Eberl in die Bredouille, meint DW-Sportredakteur Calle Kops.

https://p.dw.com/p/1Gq1N
Sportdirektor Max Eberl (2.v.l.) klopft Interimstrainer André Schubert (r.) nach einer Pressekonferenz im Borussia-Park in Mönchengladbach auf die Schulter (Foto: Marius Becker/dpa)
Immer wieder lobt Sportdirektor Max Eberl (2.v.l.) seinen Interimstrainer André Schubert (r.) - doch die Zeit läuft abBild: picture-alliance/dpa/M. Becker

Nach der Demission von Trainer Lucien Favre vor vier Wochen geht es bei Borussia Mönchengladbach wieder bergauf - und zwar steil. Die Resultate von Interimscoach André Schubert können sich sehen lassen: Vier Siegen in vier Bundesliga-Partien steht nur eine Niederlage in der Champions League gegenüber. Und die kam gegen Fußball-Schwergewicht Manchester City auch noch höchst unglücklich zu Stande.

Neben den Ergebnissen zeigt die Mannschaft wieder das, was sie unter Favre auszeichnete: Schöner Ballbesitzfußball mit gefährlichen Kontern, die zum Erfolg führen. Das Defensivverhalten stimmt wieder, das Pressing ist wieder aggressiv. Kampfgeist und Siegeswille sind wieder erwacht und vor allem - die mittlerweile zahlreich herausgespielten Chancen werden auch verwertet. Kurzum: Es läuft wieder bei der Elf vom Niederrhein!

Eberls Ursachenforschung

Die Mönchengladbacher Spieler Granit Xhaka (l.-r.), Torschütze Mahmoud Dahoud und Lars Stindl jubeln nach dem Tor zum 2:1 in Frankfurt (Foto: Arne Dedert/dpa)
Als hätte man die Borussia plötzlich von der Leine gelassenBild: picture-alliance/dpa/A. Dedert

Doch woran liegt es? Und genau das ist das, was Sportdirektor Max Eberl herausfinden muss und offensichtlich immer noch versucht. Liegt es an den herausragenden Fähigkeiten von Interimscoach Schubert, oder hätte auch jeder Andere das von Favre in der Mannschaft hinterlassene Potential wieder zum Leben erweckt? Immer noch spielt der Mönchengladbacher Sportdirektor bei der Auswahl eines dauerhaften Übungsleiters auf Zeit. Doch wie viel hat er noch davon, bis das Luxusproblem zum Dilemma wird?

"Ich habe mit keinem anderen Trainer verhandelt", sagte Borussia-Sportdirektor Max Eberl nach dem Kantersieg in Frankfurt. "André macht das hervorragend." Also worauf wartet Eberl noch? Auf Niederlagen unter Schubert, damit er dann doch einen anderen aus dem Hut zaubern kann? Auf weitere Siege, damit er sich bei Schubert als Chefcoach ganz sicher sein kann?

Antworten genug

Doch was gibt es Überzeugenderes als das von Schubert bisher Erreichte? Wäre diese Siegesserie samt Leistungssteigerung unter einem sofort verpflichteten, neuen Trainer zustande gekommen, hätte man gesagt: Gute Wahl, alles richtig gemacht Herr Eberl! Also warum bitte sollte man sich denn nicht jetzt schon festlegen? Dass der 44-Jährige schon auf Wunschlisten anderer Vereine steht ist sehr wahrscheinlich. Also warum ihn auf den Markt bringen? Als U23-Trainer der Borussia - als solcher steht er ja beim Verein unter Vertrag - ist er schon jetzt zu wertvoll geworden.

Borussia Mönchengladbachs Interimscoach André Schubert kltscht sich mit seinen Kollegen ab (Foto: PATRIK STOLLARZ/AFP/Getty Images)
André Schubert kommt in Mönchengladbach gut zurechtBild: Getty Images/AFP/P. Stollarz

Es müssen etliche Spiele verloren gehen bis man argumentieren könnte, dass Schubert doch nichts taugt als Chefcoach. Und weitere Siege sollten wohl auch nicht erforderlich sein, um die Leistung Schuberts umfassend beurteilen zu können. Schließlich verrät der Blick auf Borussias Statistik, dass er der erste Trainer in der Geschichte des fünfmaligen deutschen Meisters ist, der seine ersten vier Ligaspiele gewinnen konnte. Weder Hennes Weisweiler, noch Udo Lattek, noch Jupp Heynckes war das gelungen - übrigens auch Lucien Favre nicht!

Wann also ist für Max Eberl die Grenze überschritten vom Luxus des Warten Könnens zu dem Dilemma, eine Entscheidung zu treffen, die man dann möglicherweise nach Außen nicht mehr recht erklären kann? Die Antwort lautet: schon jetzt!