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Modeste für Frankreich!

18. März 2017

Die Zahlen sprechen für den Mittelstürmer aus Köln - mit 22 Treffern ist er momentan Zweiter der Torschützenliste. Dennoch wird er nicht für Frankreichs Nationalelf berufen. Zu Unrecht, findet Olivia Gerstenberger.

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Deutschland Fußball Bundesliga 1. FC Köln vs. Hertha Berlin
Bild: AFP/Getty Images

D'accord - Didier Deschamps hat es nicht leicht. Sehr groß ist die Qual der Wahl im französischen Angriff. Doch der Nationaltrainer der französischen Fußballer sollte auch mal einen Blick über den Tellerrand heraus wagen. Nein, der 1. FC Köln spielt (noch) nicht im Europapokal und so konnte sich sein bester Stürmer Anthony Modeste international noch nicht zeigen.

Was die Nummer 27 des 1. FC Köln aber Woche für Woche auf den Bundesliga-Rasen zaubert, müsste sich mittlerweile auch in Frankreich rumgesprochen haben. 22 Treffer nach 25 Spieltagen - das ist eine Quote, die sich sehen lässt. Im Verein hat Modeste nun die 20 Jahre alte Rekordmarke des letzten ausländischen Top-Torjägers geknackt: Der Namensvetter "Toni" Polster aus Österreich erzielte in der Saison 1996/97 21 Treffer. Modeste ist die Torgefahr in Person: Einmal annehmen, sofort abziehen. Aus der Drehung, mit links mit rechts - sogar nach einem Alleingang behält er die Nerven. Alles zuletzt gezeigt gegen Hertha BSC

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Olivia Gerstenberger, DW-Sportredaktion

Und so wunderte sich Kölns Geschäftsführer Jörg Schmadtke laut in einem Interview mit der "Bild"-Zeitung: "Wenn ein Stürmer so trifft wie Tony - und das auch noch in einer der stärksten Ligen der Welt - dann sollte man automatisch darüber nachdenken, dass er Thema sein müsste." Er könne keine seriöse Aussage zur Lage in der französischen Nationalmannschaft machen. "Aber aus unserer Sicht ist es unverständlich und nicht gerechtfertigt!"

Konkurrenz? Nicht, wenn es um Tore geht!

Schmadtke hat Recht. Schaut man sich in Frankreichs Offensivabteilung um, reibt man sich verwundert die Augen. Zwar tummeln sich dort namhafte Spieler wie Kevin Gameiro, Antoine Griezmann von Atlético Madrid (10/13 Tore) und Olivier Giroud (FC Arsenal, 8 Tore), doch die pure Torgefahr geht momentan nicht gerade von ihnen aus. Dimitri Payet von Olympique Marseille hat gerade mal zwei Tore gemacht. Der auffällige 19-jährige Ousmane Dembelé von Borussia Dortmund darf wieder Länderspielluft schnuppern, er war an vielen BVB-Toren beteiligt, hat aber selbst gerade einmal sechs auf dem Konto. Außerdem wurden Kylian Mbappé (AS Monaco, 10 Tore) sowie Florian Thauvin (Olympique Marseille, 11) erstmals für den Sturm nominiert.

Man fragt sich, warum dann nicht auch Modeste eine Chance bekommt? Er ist gerade einmal 28 Jahre alt und damit noch jung genug für die Équipe Tricolore. Zudem befindet er sich in der Form seines Lebens. Schon in der ersten Saison für die Kölner erzielte er 15 Tore und hatte sich Hoffnungen auf einen Platz bei den "Bleus" gemacht - damals war Karim Benzema nach der Erpressungsaffäre aus der Nationalelf verbannt worden. Doch der Anruf blieb aus, wie auch jetzt, zu Beginn des Länderspieljahres, wenn die Franzosen in der WM-Quali gegen Luxemburg spielen (25. März) und drei Tage später ein Testspiel gegen Spanien absolvieren.

Einen anderen traf dieses Schicksal übrigens auch: Lyon-Sturmjuwel Alexandre Lacazette. Er wurde mit 22 Treffern auf dem Konto ebenfalls nicht berufen - Deschamps gab an, das sei eine "schwierige Entscheidung" gewesen. Modeste hatte kürzlich im französischen Fernsehen von seinem großen Lebenstraum gesprochen -  die Nationalelf bliebe ein Ziel. Seitdem schweigt er und lässt Tore sprechen. Gegen Hertha gelangen ihm drei. Vielleicht hat Deschamps das ja mitbekommen. Bis zur WM 2018 ist ja noch etwas Zeit.

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