Kommentar: Nicht mehr zu retten
5. April 2015Die Reise nach Leverkusen hatte sich zumindest für die Anhänger des Hamburger Sportvereins gelohnt. "Wir haben alle unsere Trikots in den Gästeblock geworfen, damit die Fans wenigstens etwas mitnehmen können", sagte René Adler nach der deutlichen 0:4-Niederlage des HSV gegen Bayer Leverkusen. Ein wahrlich kleiner Trost für die Fans, die ihre Mannschaft während der 90 Minuten immer wieder versucht hatten aufzuwecken. Zwecklos, denn mindestens so ernüchtern wie das Ergebnis war die teilweise erschreckende Vorstellung der HSV-Profis. Kein Kampf, kein Einsatzwille, keine Ideen - so spielt ein potentieller Absteiger. Dazu agierten einige Spieler so, als ob sie das Schicksal des Vereins überhaupt nichts angehen würde - gleichgültig, desinteressiert, teilnahmslos.
Kein Knäbel-Effekt
Dabei hatte Interimscoach und Sportchef Peter Knäbel zuvor angekündigt, Taten sprechen lassen zu wollen. Zwei Wochen lang hatte der 48-Jährige Zeit, mit der Mannschaft zu arbeiten, sie genau zu analysieren und zu erkennen, auf wen er sich im Kampf um den Klassenerhalt verlassen kann - und auf wen nicht. Zwei Wochen Arbeit ohne Ergebnis! Knäbel selbst stand in Leverkusen nach 15 Jahren das erste Mal wieder als Trainer an der Seitenlinie. Eine lange Zeit der Abstinenz. Ob er ausreichend Erfahrung hat, einer Mannschaft in dieser Situation zu helfen, darf bezweifelt werden. Eine Verbesserung gegenüber seinem Vorgänger Joe Zinnbauer war jedenfalls nicht zu erkennen.
Das alles wirkt unprofessionell. Genau wie der Umstand, dass der Verein ausgerechnet jetzt bekannt gibt, die Verträge von Marcell Jansen und Rafael van der Vaart im Sommer nicht verlängern zu wollen. Der denkbar schlechteste Zeitpunkt für eine solche Aussage. Von diesen Akteuren jetzt vollen Einsatz zu fordern oder gar zu erwarten, wäre mehr als naiv. Wer zwei Spielzeiten nacheinander auf und neben dem Platz regelmäßig versagt, der hat es am Ende dann auch nicht anders verdient: Der erste Abstieg der Vereinsgeschichte rückt immer näher.