1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

(Religions-)Freiheit ist ein Menschenrecht

Sandra Petersmann14. Januar 2015

Papst Franziskus hat seinen Besuch in Sri Lanka beendet. Die zentralen Botschaften des Oberhauptes der katholischen Kirche haben universelle Gültigkeit, meint Sandra Petersmann.

https://p.dw.com/p/1EKea
Papst Besuch in Sri Lanka 13.01.2015
Bild: Munir Uz Zaman/AFP/Getty Images

Religion darf niemals eine Entschuldigung für Gewalt sein. Und: Versöhnung ist ohne Wahrheit nicht möglich. Das sind in aller Kürze zusammengefasst die beiden zentralen Aussagen, die Papst Franziskus in Sri Lanka gemacht hat. Man muss weder den Vatikan mögen noch ein praktizierender Katholik sein, um diese Botschaft gut zu finden. Es sind die richtigen Worte zur richtigen Zeit.

Sri Lanka hat gerade einen völlig überraschenden Machtwechsel hinter sich. Der Inselstaat mit rund 21 Millionen Einwohnern erscheint nicht oft auf der internationalen Nachrichtenagenda - was auch daran liegt, dass die gerade abgewählte Regierung von Ex-Machthaber Mahinda Rajapaksa die Pressefreiheit in den vergangenen Jahren mit Füßen getreten hat. Zeitgleich ist die Perle im Indischen Ozean bei Touristen, auch bei deutschen, immer beliebter geworden. Was nicht automatisch heißt, dass sich die Reisenden für Land und Leute interessieren.

Besuch in einem zerissenen Land

Der Papst ist in einer hochsensiblen politischen Zeit in ein Land an der Peripherie gereist. In ein kleines Land, in dem sich viele Probleme der großen modernen Welt widerspiegeln. Sri Lanka ist multiethnisch, multireligiös - und zerrissen. Das Land erholt sich von fast drei Jahrzehnten Bürgerkrieg und Terror. Im Sommer 2009 zerschlug die Armee die tamilischen Befreiungstiger, die auch Kindersoldaten und Selbstmordattentäter eingesetzt hatten, um einen unabhängigen tamilischen Staat zu erzwingen. In der letzten Schlacht auf einem schmalen Küstenstreifen im Norden missbrauchten die Befreiungstiger Zivilisten als Schutzschild - während das Militär vorrückte, schoss und siegte.

Nach Einschätzung der Vereinten Nationen haben beide Seiten schwere Menschenrechtsverbrechen begangen. Doch nach dem Sieg zog die Regierung dann einfach einen Schlussstrich, und der tamilische Norden Sri Lankas blieb eine militärische Sonderzone. Aufarbeitung der Vergangenheit? Reue und Sühne? Fehlanzeige! Bis heute. Die singhalesische Bevölkerungsmehrheit dominiert Staat, Militär und Regierung. Ihre Religion, der Buddhismus, zeigt dabei, dass jede Religion eine hässliche, radikale, fundamentalistische Fratze haben kann - immer dann, wenn Menschen Religion als Waffe gegen andere Menschen einsetzen. In Sri Lanka hat es in den vergangenen Jahren hunderte Angriffe gegen tamilische Hindus und gegen die christliche und muslimische Minderheit gegeben.

Deutsche Welle Sandra Petersmann ARD Reporterin in Afghanistan
Sandra Petersmann, ARD-Korrespondentin in Neu DelhiBild: DW/Christel Becker-Rau

Die Chance der Versöhnung

Nach zehn Jahren Rajapaksa-Regime hat Sri Lanka jetzt einen neuen Präsidenten. Der singhalesische Buddhist Maithripala Sirisena verdankt seinen Sieg vor allem Sri Lankas Tamilen. Und Sri Lankas Muslimen und Christen. Sirisena kann aus Sri Lanka eine stabile Demokratie machen, wenn er die weltweit gültige Botschaft des Papstes beherzigt: Religion darf niemals eine Entschuldigung für Gewalt sein. Und: Versöhnung ist ohne Wahrheit nicht möglich.