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Russische Fehlerkorrektur

Hermann Krause Kommentarbild App PROVISORISCH
Hermann Krause
2. Oktober 2015

Russland ist im Krieg und ganz offenbar stolz darauf. Kommt es doch hierdurch endlich wieder zurück auf die Weltbühne. Und doch ist dieser Krieg nicht ohne Risiko, meint Hermann Krause aus Moskau.

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Symbolbild Russland Syrien Luftschläge
Bild: picture-alliance/dpa/Y.Kochetkov

Wer in diesen Tagen russisches Fernsehen schaut, der ist zuerst einmal schockiert über eine Form von Kriegsberichterstattung, wie sie selbst im Ukraine-Konflikt bisher nicht üblich war. Geschaltet wird in die verschiedensten Kommandozentralen, Offiziere und Generäle geben direkt aus dem Verteidigungsministerium in zackigem Ton Erfolgsmeldungen heraus, Reporter berichten euphorisch, wo überall Bomben in Syrien eingeschlagen sind. Russland ist im Krieg. Das ganze wird nicht wie in der Ost-Ukraine verborgen oder versteckt durchgeführt, nein: Diesmal gibt es keinen Grund, aus dem Militäreinsatz ein Geheimnis zu machen.

Russland im Kampf gegen das Böse der Welt

Russland bekämpft den so genannten "Islamischen Staat" auf Bitten des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad, so jedenfalls die offizielle Lesart. Das Böse der Welt soll nun endlich von russischen Kampfjets ausgelöscht werden. Wer würde Präsident Putin dazu nicht gratulieren wollen: Ein Werk zur Rettung der Welt! Aber Putin wäre nicht Putin, wäre es so einfach. Es mag sein, dass die Gräueltaten der Dschihadisten auch im Kreml Abscheu und Empörung hervorgerufen haben, doch dies ist sicherlich nicht das Hauptmotiv für diesen aufwändigen und auch teuren Militäreinsatz.

Nein, Putin korrigiert einen Fehler des Interimspräsidenten Dimitri Medwedjew: Der hatte nämlich 2011den UN-Beschluss zu Libyen mitgetragen. Und die vom Sicherheitsrat verhängte Flugverbotszone über dem Land führte zum Sturz des Diktators Ghaddafi. Medwedjew legte damals kein Veto ein. In den Augen Putins ein falsche Entscheidung. Auch der Sturz des irakischen Präsidenten Saddam hätte seiner Ansicht nach nicht passieren dürfen. Das Chaos im Nahen Osten, hervorgerufen durch die Amerikaner, wäre vermeidbar gewesen.

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Hermann Krause leitet das ARD-Hörfunkstudio in Moskau

Endlich wieder einen Fuß in der Tür in Nahost

Nur so lässt sich erklären, warum der Kreml seine bisherige Zurückhaltung in Syrien aufgibt und nun nach dem Ende der Sowjetunion zum ersten Mal wieder offen in einen Krieg zieht. Das Ziel des Präsidenten: Der syrische Staat soll wiederhergestellt werden. Und zwar in seiner Ganzheit. Dass Assad Fassbomben auf Zivilisten hat werfen lassen und verantwortlich ist für den Tod von Hunderttausenden - dies ist für den Kremlchef zweitrangig. Assad ist gewählt worden, also gibt es keinen Grund, Opposition - zum Beispiel die Freie Syrische Armee - in irgendeiner Form zu respektieren. Für Putin sind auch dies Terroristen. Die Logik ist in sich stimmig.

Die Sowjetunion spielte im Nahen Osten lange eine wichtige Rolle, nun hat Moskau wieder einen Fuß in der Tür. Doch das Spiel ist riskant. Präsident Obama wird reagieren müssen. Auch ein direkter Zusammenstoß ist nicht ausgeschlossen. Wie Putins Plan von "Neurussland" scheiterte, der Durchmarsch bis nach Odessa, so könnten auch seine Syrien-Pläne scheitern. Denn es gibt zu viele Akteure in der Region. Wie immer bei solchen militärischen Abenteuern ist der Ausgang ungewiss, das ganze könnte auch in einem Desaster enden. Beispiele dafür - von Vietnam bis Afghanistan - gibt es genug.

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