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Schlimmer geht's nimmer

20. September 2015

Manipulierte Abgastests bringen VW in den USA wieder in die Negativschlagzeilen. Das wirft ein schlechtes Licht auf Konzernchef Winterkorn, denn der hatte den US-Markt zur Chefsache gemacht. Thomas Neufeld kommentiert.

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VW-Logo - Symbolbild mit US-Flagge (Foto: picture alliance)
Bild: picture-alliance/dpa

Es sollte die Woche von Martin Winterkorn werden, denn am Freitag wollte er seinen Masterplan für den Konzernumbau dem Aufsichtsrat vorstellen. Jetzt droht ein Milliardendesaster für den Konzern und die größte persönliche Niederlage von Winterkorn als Volkswagenchef.

Das US-Geschäft ist eine "Katastrophenveranstaltung", tönte schon Anfang 2014 der mächtige Betriebsratschef. Dem ging es um das schwache Autogeschäft in den USA und vor allem um die Unfähigkeit des Wolfsburger Managements, darauf zu reagieren. Wie sehr er Recht behalten sollte, zeigen auch die Ermittlungen der US-Umweltbehörden.

Kontrolle verloren

Winterkorn war damals zwar einsichtig, handelte mit gewohnter Härte und entließ die Verantwortlichen; dann aber beging er den eigentlichen strategischen Fehler. Spätestens seit dieser Zeit sind die USA im Zwölf-Marken-Weltkonzern Chefsache. Und der Chef hatte sich immer als penibler, detailversessener Ingenieur inszeniert. Technik ist seine Welt - und genau die glaubte Winterkorn zu beherrschen. Auch in einem Konzern, der unter seiner Führung die Autoproduktion auf zehn Millionen Stück jährlich verdoppelte. Jetzt muss er eingestehen: Er hat die Kontrolle verloren.

Denn seit 16 Monaten laufen bereits Ermittlungen wegen Abgas-Manipulationen. Viel Zeit also für VW-Ingenieure zu handeln. Was haben aber Winterkorn und seine Mannen in den letzten Monaten getan? Der mittlerweile weltgrößte Autohersteller - gleichauf mit Toyota - hat sich wohl zu sehr um das rasante Wachstum gekümmert. Fast im Wochentakt werden neue PKW-Modelle der Weltöffentlichkeit vorgestellt und jedes Jahr kommen Fabriken in China oder Südamerika hinzu.

Thomas Neufeld (Foto: DW)
Thomas Neufeld

Als Konzernchef war Martin Winterkorn in Personalunion jahrelang auch Chef der Kernmarke Volkswagen. Gerade erst hat er diese Funktion an den ehemaligen BMW-Manager Herbert Diess abgegeben, vermutlich zu spät.

Lage verkannt

In den USA wird die "Katastrophenveranstaltung" derweil immer schrecklicher. Denn im vergangenen Monat musste VW wieder ein sattes Minus melden. Wenn jetzt Winterkorn die Manipulationen bei Dieselfahrzeugen bedauert und gleichzeitig ankündigt, er wolle das Vertrauen der Kunden in Amerika zurückgewinnen, verkennt er die Lage. Denn die Kunden in Amerika entschieden sich schon vor dem jüngsten Skandal mit großem Abstand für Autos von Ford, General Motors oder Toyota.

Was der Volkswagenkonzern jetzt braucht ist eine neue Führungsstruktur. Mehr Verantwortung der einzelnen Konzernmarken und weniger Alleinherrschaft Winterkorns. Genau das sollte er seinen Aufsichtsräten in der kommenden Woche vorschlagen, will er seinen bis 2018 laufenden Vertrag erfüllen.

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