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Kommentar: Was für eine Wahl!?

21. Mai 2015

Doppelte Kapitulation vor der Schlacht: Der Rückzug von Figo und van Praag im Rennen um die FIFA-Präsidentschaft ist kein cleverer Schachzug, sondern bereits das Eingeständnis der Niederlage, meint Joscha Weber.

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FIFA-Präsident Joseph Blatter (Foto: dpa)
Nein, Herr Blatter, inzwischen ist es noch ein Gegner: Ali bin al-Hussein. Aber der wird Ihnen schon nicht gefährlich werden..Bild: picture-alliance/dpa/E. Leanza

Und da waren es nur noch zwei: Mit Amtsinhaber und Alleinherrscher Joseph S. Blatter sowie dem jordanischen Prinzen Ali bin al-Hussein bewerben sich nur noch zwei Kandidaten um die Präsidentschaft im Fußball-Weltverband FIFA. Binnen weniger Stunden verkündeten zunächst Michael van Praag und kurz darauf Luis Figo ihren Rückzug von der Bewerbung. Eine zwar offiziell lange dementierte, aber letztlich doch absehbare Aktion. Sie folgte einem gemeinsamen Plan der Gegenkandidaten - der jedoch zum Scheitern verurteilt ist.

Nur gemeinsam können wir Blatter schlagen, scheint die Losung im Lager der Opposition zu lauten. Zwei Kandidaten ziehen sich zurück, um einen zu stärken. So war es schon länger aus Kreisen der Blatter-Gegner zu hören und so kam es nun auch. Bei einem gemeinsamen Treffen vergangene Woche in Genf haben die Gegenkandidaten diese Strategie offenbar festgezurrt - auch wenn sie das anschließend noch dementierten. Aber kann nun der übrig gebliebene Blatter-Kontrahent Prinz Ali bin al-Hussein genügend Stimmen gegen den 79-jährigen Blatter einsammeln, um dessen Regentschaft zu beenden? Nein, das kann ihm nicht gelingen - und das sollte allen klar sein.

DW-Sportredakteur Joscha Weber (Foto: DW)
DW-Sportredakteur Joscha Weber

Die FIFA ist keine Demokratie, sie tut nur so

Schon Tage vor der Präsidenten-Wahl Ende Mai auf dem 65. FIFA-Kongress in Zürich versicherten Vertreter der Kontinentalverbände aus Afrika, Asien sowie Nord- und Mittel-Amerika Joseph Blatter mehr oder weniger offen ihre Gefolgschaft. Ein paar Gegenstimmen aus Europa und der arabischen Welt werden bin al-Hussein nicht reichen. Die Wahl ist längst entschieden. Oder wie Luis Figo in seiner Stellungnahme schrieb: "Diese Wahl ist keine Wahl."

Recht hat er. Ja, die 209 FIFA-Mitgliedsländer werden am 29. Mai ihre Stimmen für einen der beiden Kandidaten abgeben. Und nein, von einer echten Wahl kann man dennoch nicht sprechen. Wenn vorab schon "Stimmenpakete" ganzer Kontinente dem Amtsinhaber vollmundig zugesichert werden – wie frei, geheim und individuell ist dann eine solche "Wahl"? Und überhaupt, wie unabhängig sind die FIFA-Delegierten, die in Wahl-Jahren zuverlässig üppige Zuwendungen zum Beispiel für Entwicklungs-Projekte aus der Zentrale am Zürichberg erhalten? Man sollte die FIFA bloß nicht mit einer echten Demokratie verwechseln, sie tut nur so.

FIFA-Logo in Zürich (Foto: Getty)
Der Zürichberg, eine Festung: Die Zentrale der FIFA wird wohl fest in Blatters Hand bleibenBild: S. Bozon/AFP/Getty Images

Blatters Reich komme, sein Wille geschehe

Figo und van Praag forderten vehement, dass die FIFA sich grundlegend verändert – sie wollen oder können diese Veränderung aber nicht bewirken und danken schon vor der aussichtslosen Schlacht ab. Eine Kapitulation vor einer Übermacht namens Joseph S. Blatter, dessen Führung Figo "eine Diktatur" nannte. Der portugiesische Weltfußballer von 2001 gibt einen interessanten Einblick in dieses System, wenn er von Verbandspräsidenten berichtet, die den FIFA-Chef und seine Entourage hinter vorgehaltener Hand mit dem Teufel verglichen und dann kurz darauf öffentlich mit Jesus Christus. Vom Teufel zu Jesus - das kann nur Blatter, der allmächtige Gott des Fußballs. Und in einem Verband, in dem öffentliche Opposition als Gotteslästerung wahrgenommen wird, ist Veränderung nicht zu erwarten. Nachgewiesene millionenschwere Korruption hin, käufliche Spitzenfunktionäre her. Die FIFA bleibt auch nach der "Wahl" Ende Mai, was sie ist: Blatters Reich.