Kompromiss im Schiedsrichter-Streit
3. November 2017Im Schiedsrichter-Streit hat der Deutsche Fußball-Bund (DFB) nach wochenlangen Querelen hart durchgegriffen und Referee Manuel Gräfe sogar einen Maulkorb verpasst. In einem Kompromissvorschlag werden weiter personelle Konsequenzen für die beteiligten Schiedsrichter gezogen. Der am Freitag veröffentlichte Vorschlag der Ethik-Kommission sieht unter anderem vor, dass Hellmut Krug seine Funktion in der Schiedsrichterkommission Elite aufgeben wird, jedoch Leiter des Projektes Video-Assistent bleibt. Herbert Fandel besucht keine Lehrgänge der Elite-Schiedsrichter mehr, bleibt aber auf Wunsch der Mehrheit der Bundesliga-Schiedsrichter ihr Coach.
"Manuel Gräfe wird sich über interne Sachverhalte und über Kollegen nicht mehr unabgestimmt in der Öffentlichkeit äußern", heißt es in der Mitteilung des DFB. Andernfalls werde Gräfe nicht mehr als Schiedsrichter in der Bundesliga eingesetzt. Außerdem wird er ab sofort nicht mehr als Video-Assistent in der Bundesliga fungieren - somit wird der Kontakt mit Krug minimiert. Die vom ehemaligen Bundesaußenminister Klaus Kinkel geleitete Ethik-Kommission habe sich in den vergangenen Tagen "intensiv mit den Unstimmigkeiten im Schiedsrichterwesen befasst", hieß es.
Vorwurf der "Vetternwirtschaft und fehlende Transparenz"
In einem persönlichen Gespräch Kinkels mit Fandel, Krug, Gräfe und Felix Brych sowie zahlreichen weiteren Kontakten "wurde eine Vereinbarung erreicht, die von allen Mitgliedern der Kommission getragen wird". Der Vorschlag sehe zudem vor, dass der DFB über die bereits eingeleiteten Veränderungen hinaus - wie Bewertungssystem, Honorierung und Betreuung - im Schiedsrichterbereich "nochmals eine moderne, transparente und gerechte Struktur entwickeln wird". Den Vorschlag der Kommission "nehmen wir als Ansporn, den Weg weiterzugehen und die noch offenen Punkte konsequent anzugehen", sagte Ronny Zimmermann, der für das Schiedsrichterwesen zuständige Vizepräsident des DFB.
Die FIFA-Referees Gräfe und Brych hatten in den vergangenen Wochen schwere Vorwürfe gegen den DFB-Schiedsrichtermanager Krug sowie gegen Fandel als Vorsitzenden des Schiedsrichterausschusses erhoben. Dabei ging es um vermeintliche "Vetternwirtschaft" und "fehlende Transparenz" bei der Auswahl und Nominierung der Bundesliga-Referees. Im Raum steht sogar der Vorwurf, Krug habe Schiedsrichter-Beobachter in einigen Fällen dazu aufgefordert, nachträglich die Bewertungen mehrerer Unparteiischer zu korrigieren.
sw/sn (dpa, sid)