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Kopten in Deutschland

25. Februar 2010

Die in Deutschland lebenden Kopten sorgen sich um ihre Glaubensbrüder in Ägypten. Dort hat sich in den letzten Jahren das Klima zwischen der christlichen Minderheit und den Muslimen immer weiter verschlechtert.

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Hände (Foto:AP)
Die Kopten in Deutschland sorgen sich um ihre Glaubensbrüder in ÄgyptenBild: AP

Die Kirche St. Maria hat kein ausladendes Kirchenschiff und keinen Glockenturm. Unauffällig fügt sich das Gebäude in die Wohngegend am Rande des Düsseldorfer Stadtwalds. Ein leuchtendes Kreuz am Anfang der Einfahrt zeigt Besuchern den Weg. Seit 1991 feiert die koptisch-orthodoxe Gemeinde hier jeden Sonntag im ersten Stock die Messe.

Kopte bedeutet Ägypter

Bibel in koptischer und arabischer Schrift (Foto: AP)
Bibel in koptischer und arabischer SchriftBild: Julia Belke

Die koptisch-orthodoxe Kirche gehört zu den ältesten christlichen Gemeinschaften überhaupt. Das Wort "Kopte" stammt aus dem Altgriechischen und Arabischen. In der Antike wurden alle Sprecher der ägyptischen Sprache so genannt. Heute bezeichnet das Wort die in Ägypten lebende christliche Minderheit. Die Kopten machen etwa zehn Prozent der ägyptischen Bevölkerung aus.

In Deutschland gibt es insgesamt zehn koptische Gemeinden. Was den Glauben und die Weltanschauung betrifft, gebe es kaum Unterschiede zu den übrigen christlichen Religionen, sagt Brigitta Binsfeld-Rizkalla. Die Katholikin ist mit einem Kopten verheiratet. Für sie werden die Unterschiede zwischen ihren Glaubensrichtungen im Alltag vor allem in der gewachsenen Tradition und der koptischen Liturgiesprache deutlich.

Lebendige Tradition

Pfarrer Boules Shehata (Foto: DW/Julia Belke)
Pfarrer Boules ShehataBild: Julia Belke

Pfarrer Boules Shehata betreut 350 Familien in ganz Nordrhein-Westfalen. Die Kinder der zweiten und dritten Generation, die in Deutschland geboren sind und hier aufwachsen, werden in der Sonntagsschule an die koptische Sprache und Tradition herangeführt.

Die Verbindung nach Ägypten ist nach wie vor lebendig. Lucienne Pretzsch ist in Ägypten aufgewachsen und arbeitet heute als Lehrerin in Düsseldorf. Zwei bis drei Mal im Jahr reist sie in das Land am Nil. Trotz der großen Distanz fühlt sie sich ihrer Familie in Ägypten nach wie vor eng verbunden.

Konflikt schaukelt sich hoch

Das Leben der Kopten in Düsseldorf ist um einiges einfacher als das ihrer Glaubensbrüder am Nil. In den letzten Jahrzehnten sind die Spannungen zwischen den Konfessionen zunehmend gewachsen. Als Ursache hierfür sehen die Kopten nicht nur religiöse, sondern auch politische Gründe: In den 70er Jahren förderte Präsident Anwar al-Sadat die islamischen Elemente in der ägyptischen Gesellschaft, um den Kommunismus einzudämmen, und wurde dabei auch von den USA unterstützt.

Seither schaukelt sich die Situation immer wieder hoch. Anfang dieses Jahres wurden bei einem Überfall auf eine Kirche im südägyptischen Nag Hammadi nach einem Weihnachtsgottesdienst sieben Kopten und ein muslimischer Wachmann erschossen.

Diskriminierung im Alltag

Kopten demonstrieren in Alexandria (Foto: AP)
Kopten demonstrieren in AlexandriaBild: AP

Aber auch wenn es nicht zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kommt, sei der Konflikt im Alltag ständig latent vorhanden, sagt Lucienne Pretzsch. Da sie kein Kopftuch trägt, werde sie auf der Strasse sofort als Christin erkannt. Sie sei deswegen sogar schon in der Öffentlichkeit beschimpft worden, erzählt sie.

Auch auf juristischer Ebene wird die Trennung sichtbar. Nabih Rizkalla ist in Ägypten geboren und hat an der Technischen Hochschule Düsseldorf studiert. Ihn stört, dass die Christen beim Bau von Gotteshäusern in Ägypten nicht die gleichen Rechte haben wie die Muslime. Für Christen sei es viel schwieriger, eine Genehmigung zu bekommen.

Neuerdings sollen die Christen nicht einmal mehr in der Fußballnationalmannschaft spielen. Der ägyptische Nationaltrainer will keinen Spieler mehr aufstellen, der nicht nach den Regeln des Islam lebt – unabhängig von seinem sportlichen Potenzial.

Annäherung durch Bildung?

Damit sich an der Situation zwischen Muslimen und Christen in Ägypten etwas ändert, muss sich nach Ansicht der Kopten vor allem die Gesetzgebung ändern. Aber auch die ägyptische Gesellschaft müsse sich bewegen, sagt Lucienne Pretzsch. Vor allem im Bereich der Bildung müsse den Kindern von klein auf beigebracht werden, dass alle Ägypter, unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit, Teil des selben Volkes seien.

Autorin: Julia Belke

Redaktion: Anne Allmeling