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China in Hannover

Li Shitao30. April 2012

China nutzt die diesjährige Hannover Messe zum bislang größten Auslandsauftritt seiner Industrie. Die Volksrepublik will mit Zukunftstechnologien aufholen und um Investitionen deutscher Firmen werben.

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Eine künstliche Hand ist am Sonntag (22.04.2012) auf der Hannover Messe auf dem Stand China zu sehen stehen. Etwa 5000 Unternehmen aus 69 Ländern beteiligen sich an der weltgrößten Industrieschau Hannover Messe vom 23. bis zum 27. April. China ist das diesjährige Partnerland. Foto: Peter Steffen dpa/lni
Hannover Messe 2012 künstliche HandBild: picture-alliance/dpa

Die größte Industriemesse der Welt, die Hannover Messe, bietet ihrem diesjährigen Partnerland China eine perfekte Bühne. Mit rund 500 chinesischen Teilnehmern ist es der bislang größte Auftritt der chinesischen Industrie im Ausland.  Viele der chinesischen Teilnehmer, darunter überwiegend staatliche Unternehmen, konzentrieren sich auf den Binnen- und asiatischen Markt. Trotzdem wollen sie sich diese Chance nicht entgehen lassen, um den teilweise hochentwickelten Stand ihrer Produkte und die Leistungsfähigkeit der chinesischen Industrie zu präsentieren.

So stellt zum Beispiel die CET XJ Group, die zum staatlichen Stromunternehmen China State Grid gehört, in Hannover ein Batterieaustauschsystem für Elektrobusse vor. Die gigantische Maschine, die an eine Autowaschstraße erinnert, fungiert als Ladestation und ist bereits in der chinesischen Küstenstadt Qingdao in Betrieb genommen worden. Weitere Anwendungen in Peking und Nanjing sind in Planung. Marketing-Chef Liu Shili von CET XJ Group erläuterte gegenüber der DW, zurzeit sei ein derartiges Batterieaustauschsystem außerhalb Chinas nirgendwo im Einsatz, obwohl deutsche Firmen eine ähnliche Technologie entwickelt hätten, die jedoch aus verschiedenen Gründen keine Anwendung finde.

An Know-how interessiert

Im Gegensatz zu vielen deutschen Unternehmen, die zwischen der Entwicklung und der Vermarktung technischer Neuerungen oft einen beschwerlichen Weg zurücklegen müssen, kennen chinesische staatliche Unternehmen solche Probleme kaum. Häufig werden solche Projekte direkt vom chinesischen Staat angestoßen und gefördert. Siemens beispielsweise entwickelte bereits vor Jahren die Technologie für ein modernes Hochspannungsnetz, fand aber keinen Abnehmer, bis der Konzern einen Auftrag aus China erhielt. Nun hat China dank deutscher Technologie weltweit die längsten und leistungsstärksten Hochspannungsleitungen.

Gu Jiandang und Angela Josephs vom Elektrokonzern Phoenix Contact (Foto: DW)
Gu Jiandang und Angela Josephs vom Elektrokonzern Phoenix ContactBild: DW

Liu Shili von CET XJ Group sagt offen, dass die chinesische Seite in der Anfangsphase der Zusammenarbeit mit deutschen Unternehmen in erster Linie am Know-how interessiert sei und dafür dem deutschen Partner den größten Teil des Gewinns überlasse.

Technologieexport nach China ist für deutsche Firmen eine willkommene Alternative,  um Absatzeinbußen zuhause wettzumachen. Ein Problem ist dabei der von chinesischer Seite wenig respektierte Urheberrechtschutz, sprich Ideen-Klau. Eine andere Möglichkeit, auf dem chinesischen Markt Fuß zu fassen, ist die, gleich eine ganze Firma einschließlich Entwicklungsabteilung in China aufzubauen.  So hat es das traditionsreiche Familienunternehmen Phoenix Contact aus Süddeutschland gemacht, eines der weltweit führenden Unternehmen der Elektrotechnik-Branche. Vor 18 Jahren gründete Phoenix Contact in Nanjing ein Werk mit nur 20 Mitarbeitern, jetzt sind es über 1500. Über die Hälfte der Produktion stammt inzwischen aus China, rund zehn Prozent des Umsatzes werden dort gemacht.

Firmengründung als bessere Option

Gu Jiandang, zuständig für das China-Geschäft von Phoenix Contact, sagte gegenüber der Deutschen Welle, dass deutsche Unternehmen natürlich auf viele Schwierigkeiten gefasst sein müssten, wenn sie auf dem chinesischen Markt bestehen wollen. Phoenix Contact habe am Anfang ebenfalls mit Ideen-Klau und anderen Problemen zu kämpfen gehabt. Aber nur als Beobachter vor der Tür bleiben, sei keine Lösung, so Gu. Wichtiger sei es, sich den Zutritt zum chinesischen Markt zu verschaffen, vor Ort eine Plattform für Entwicklung und Innovation aufzubauen und dadurch auch das geistige Eigentum besser schützen zu können.

Phoenix Contact ist eines der Beispiele für eine beiderseitig vorteilhafte deutsch-chinesische Kooperation. Viele chinesische Städte bemühen sich mit attraktiven Angeboten um deutsche Unternehmen, damit diese in Joint Ventures investieren. So auch der “Chinesisch-deutsche Ökopark“ der Stadt Qingdao, der ebenfalls auf der Hannover Messe präsent ist. Laut dem stellvertretenden Projektleiter Shen Lei haben bereits über 20 deutsche Firmen Interesse gezeigt, in dieses Projekt zu investieren. Elektroautos, Roboter, Stadtplanung sind einige der Bereiche, die dort angesiedelt werden sollen. Die Infrastruktur des Ökoparks wird – trotz der Bezeichnung als deutsch-chinesisches Partnerprojekt - nach Angaben von Shen Lei zu fast 100 Prozent von chinesischer Seite finanziert, die auch ganz für die Kosten des Messeauftritts aufkommt. Deutsche Firmen bekämen außerdem Grundstücke für Firmengelände zu sehr günstigen Konditionen. Der starke Wille zur Kooperation ist also nicht zu übersehen. Das ist eine der deutlichsten Botschaften, die das Partnerland China auf der Hannover Messe vermitteln will.

Projektleiter Shen Lei vom "Deutsch-Chinesischen Ökopark" (Foto: DW)
Projektleiter Shen Lei vom "Deutsch-Chinesischen Ökopark"Bild: DW