Kaiserring für Jimmie Durham
8. Oktober 2016Durhams Werk sei einzigartig und könne keiner künstlerischen Bewegung zugeordnet werden, erklärte die Jury. Es gehe über alle vorhandenen Klassifizierungen hinaus. "Durham hat eine sehr persönliche Beziehung zur Welt. Auf natürliche Weise eignet er sich an, was uns ethnisch weit entfernt scheint, und lässt uns das fremd erscheinen, was uns vertraut ist", hieß es weiter. Oft entstünden seine Werke aus dem Prozess der Zusammen- und Gegenüberstellung von Werkstoffen oder gefundenen Objekten;dabei lasse er sich vom Zufälligen leiten, die jeder Existenz zugrunde liege. Aus seinem Werk spreche seine permanente Forderung nach Freiheit. Und Laudator Fabrice Hergott vom Pariser Musée d'Art Moderne ergänzte: "Durhams Werk hat sich als Kritik an Gewissheiten und Behauptungen herausgebildet."
Das Schaffen des Künstlers umfasst Skulpturen, Installationen, Malerei, Zeichnungen, Performances, Videos und Fotografien. Mit dem Kaiserring der Stadt Goslar erhält Jimmie Durham einen der weltweit wichtigsten Preise für zeitgenössische Kunst. Die Auszeichnung nahm der Preisträger an diesem Samstag im Rahmen einer Sondersitzung des Rates der Stadt in der Goslarer Kaiserpfalz persönlich entgegen.
Künstlerisch und politisch aktiv
Anfang der 1960er Jahre begann Durham seine künstlerische Karriere. Gleichzeitig war er in der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung politisch aktiv und widmete sich als gebürtiger Indianer aus dem Stamm der Cherokee insbesondere den Rechten der amerikanischen Ureinwohner. Von 1968 bis 1973 studierte Durham Kunst in Genf; danach kehrte er in die USA zurück, wo er in den 1970er Jahren Mitbegründer und Vorsitzender des International Indian Treaty Council bei den Vereinten Nationen war. 1987 zog er nach Mexiko, 1994 ließ er sich in Europa nieder. Heute lebt und arbeitet Jimmie Durham in Berlin. Er war mehrfacher Teilnehmer großer Kunstausstellungen wie der documenta in Kassel und der Biennale in Venedig. Bekannt wurde er mit Objekten aus Tierschädeln und geschnitztem Holz, die die Vorstellung von "Indianerkunst" ironisch zurückwiesen. Heute werden seine Werke weltweit in zahlreichen Museen gezeigt.
Berühmte Preisträger
Der goldenen Kaiserring, in den das Bildnis des 1050 in Goslar geborenen Kaiser Heinrichs IV. eingraviert ist, wurde erstmals 1975 verliehen. Der Preis ist undotiert, gilt aber als renommierteste Auszeichnung für zeitgenössische Kunst in Deutschland. Im letzten Jahr wurde der aus der Ukraine stammende Fotokünstler Boris Mikhailov geehrt, weitere illustre Preisträger waren u.a. Christo, Joseph Beuys, Henry Moore und Georg Baselitz.
Ausgewählte Werke des diesjährigen Preisträgers kann man bis zum 29. Januar 2017 im Goslarer Mönchehausmuseum für moderne Kunst ansehen.
suc/as (dpa, epd)