Korruption bei EADS?
10. November 2012Keine guten Schlagzeilen für den Airbus-Konzern EADS: Das Luft- und Raumfahrtunternehmen steht im Verdacht, den Verkauf von 15 Eurofightern an Österreich mit satten Zuwendungen an Mittelsmänner angebahnt zu haben. Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, vermuten die Staatsanwaltschaften München und Wien, dass zur Realisierung des 1,7 Milliarden Euro teuren Geschäfts Entscheidungsträger geschmiert wurden - unter ihnen möglicherweise auch österreichische Beamte und Politiker. Mindestens 70 Millionen Euro seien in dunkle Kanäle geflossen.
Der größte Teil des Geldes soll über eine Firma in London auf Konten weiterer Gesellschaften in Malta, Liechtenstein, Schweiz, auf der Isle of Man und in Österreich gelandet sein. Derzeit gibt es nach Angaben der Zeitung Hinweise, dass 13 Personen in den Bestechungsskandal verwickelt sein könnten. Unter ihnen befinde sich neben EADS-Mitarbeitern aus der mittleren Ebene, Lobbyisten und Vermittlern auch ein früherer Top-Manager des Rüstungskonzerns.
EADS-Chef Thomas Enders habe zugesichert, die Ermittlungsbehörden zu unterstützen. Gleichzeitig habe er an die Mitarbeiter seines Unternehmens appelliert, sich an Recht und Gesetz zu halten. In einem Schreiben an das Management heiße es, das Gesetz zu brechen sei "keine Option". Im Unternehmen sei kein Platz für "betrügerisches und unethisches Verhalten". Da gebe es "Null Toleranz".
EADS sucht neue Absatzmöglichkeiten
EADS versucht derzeit laut "Süddeutscher Zeitung", Hubschrauber an das US-Militär zu verkaufen. Da könne der Korruptionsverdacht zum "ganz großen Hindernis" werden. Der Airbus-Konzern will seine kriselnde Verteidigungssparte, die unter den Haushaltskürzungen in Europa leidet, internationaler aufstellen und ausbauen.
Nach dem Scheitern der Fusion mit dem britischen Rüstungskonzern BAE Systems hält das Unternehmen inzwischen Ausschau nach anderen Partnern. EADS-Finanzchef Harald Wilhelm sagte der Tageszeitung "Die Welt": "Wir werden sicher darüber sprechen, ob Zukäufe und Fusionen in einzelnen Märkten möglich sind. Die USA stehen als größter Markt dabei nach wie vor in unserem Fokus." Die Fusion mit BAE Systems war im Oktober am Widerstand auch aus Berlin gescheitert.
jh/SC (dpa, dapd, sz)