Korruption: Mehdorn feuert Technikchef
4. Juni 2014"Ich habe diesem Mann getraut", sagte Mehdorn (Artikelbild) am Mittwoch im Hauptausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses. Mehdorn hatte Großmann erst im April als Technikchef des Hauptstadtflughafens angestellt, vorher war dieser als Berater tätig gewesen.
In der vergangenen Woche wurde Großmann dann zunächst beurlaubt, nachdem die Staatsanwaltschaft dessen Büros durchsucht hatte. Sie wirft dem Ingenieur Bestechlichkeit vor. Er soll von Firmen Geld verlangt haben für Aufträge auf der Flughafenbaustelle.
Widerspruch
"Ich hab eigentlich bis zur letzten Sekunde, als der Staatsanwalt ihn verhört hat, geglaubt, dass der irgendwann mal anfängt und sagt: Nein, das stimmt alles nicht, ich war es nicht, ich hab's nicht gemacht", sagte Flughafenchef Mehdorn vor den Abgeordneten über Großmann. Dieser habe sich jedoch nicht glaubhaft verteidigt. "Also der hat schon halbwegs da seine Schuld eingestanden", so Mehdorn wörtlich.
Großmanns Büro widersprach am Mittwoch Mehdorns Darstellung. "Herr Mehdorn irrt, wenn er öffentlich und in den Medien behauptet, dass Prof. Jochen Großmann vor der Anklagebehörde irgendeine Schuld eingestanden hat", teilte Großmanns Unternehmen Gicon in Dresden mit. Es habe keine Vernehmung gegeben. Gicon kündigte an, die Vorwürfe entkräften zu wollen.
Pannenprojekt
Der Hauptstadtflughafen Berlin-Brandenburg ist seit 2006 im Bau und sollte eigentlich 2012 eröffnet werden. Seitdem wurde die Eröffnung mehrfach verschoben, ein offizielles Datum steht derzeit nicht fest. Die ursprünglich veranschlagten Kosten von 1,7 Milliarden Euro sind zuletzt auf 5,4 Milliarden Euro geklettert.
Nach einer Reihe von Pannen und Planungsfehlern wurde der Manager Hartmut Mehdorn im Frühjahr 2013 zum Geschäftsführer ernannt. Mehdorn stand früher an der Spitze der Deutschen Bahn und der Fluggesellschaft Air Berlin.
Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), der Vorsitzende des Aufsichtsrats des Flughafens, nannte den jüngsten Korruptionsskandal einen Einzelfall. Er wies Kritik der Opposition zurück, die Strukturen beim Flughafen begünstigten solche Fälle. "Da von Systemversagen zu reden, finde ich ziemlich abenteuerlich", so Wowereit.
bea/wl (dpa)