Kosovo: 10 Jahre nach dem Krieg
Am 24. März 1999 begann die NATO ihre Luftangriffe auf Jugoslawien. Heute ist vom Krieg in der Region nur noch wenig zu sehen.
Gewaltausbrüche
Im Norden des Kosovo, am Fluß Ibar, liegt die geteilte Stadt Mitrovica. Am südlichen Ufer leben die Albaner, am nördlichen die Serben. Zwar harren wenige Albaner noch in Nord-Mitrovica aus. Oft gibt es hier Zwischenfälle zwischen den beiden Volksgruppen. Bei den letzten wurden mehrere albanische Läden in Brand gesetzt.
Ruhe trotz ethnischer Spannungen
Prizren, im Süden des Kosovo, ist die multiethnischste Stadt des Landes. Neben Albaner leben hier auch viele Türken, Bosniaken, Roma, Ashkali und Serben. Die Armut der Kosovaren ist auch hier spürbar. Die Arbeitslosenquote von mehr als 40 Prozent macht so manchen zum Schuhputzer - der nebenher auch sämtliche Gerüchte in der Stadt zu erzählen weiß.
Flucht - nach dem Krieg
Im Westen des Kosovo, am Fuß des Bergs Rugove, liegt die Stadt Istog. Die Region war vor Jahrzehnten multiethnisch. Sogar katholische Albaner leben noch hier. Die meisten Serben - knapp 200.000 - sind aber nach dem Krieg geflohen, ihre Häuser, wie im Dorf Sinaje, wurden niedergebrannt.
Die Nationalbibliothek
Kosovo hat die jüngste Bevölkerung in Europa. Knapp 60 Prozent der Einwohner sind jünger als 35. Die meisten jungen Menschen kommen zum Studium nach Pristina. Das Gebäude der Universitätsbibliothek, heute Nationalbibliothek genannt, ist ein Wahrzeichen der Hauptstadt.
Mahnmal der Teilung
Die Hauptbrücke von Mitrovica ist zum negativen Symbol der Teilung zwischen Albanern und Serben im Kosovo geworden. Der Blick von der serbischen in Richtung der albanischen Seite zeigt: die Brücke ist meist menschenleer. Sogar die Polizei versteckt sich lieber im Wachhäuschen.
Lebendige Hauptstadt
In Pristina sieht Kosovo ein Jahrzehnt nach dem Kriegsbeginn schon viel lebendiger aus. Wie hier, am alten Fußballstadion, wird an fast jeder Ecke gebaut. Trotz Weltfinanzkrise verspricht die Regierung fünf Prozent Wirtschaftswachstum. (Filip Slavkovic/spe)
Das Zentrum von Pristina
Pristina, die Hauptstadt des Kosovo. Das zeltförmige Mehrzweckzentrum trug im kommunistischen Jugoslawien den Namen eines Serben und eines Albaners, der Helden des Kampfes gegen die Besatzer im Zweiten Weltkrieg. Seit dem serbisch-albanischem Krieg um das Kosovo vor zehn Jahren heißt es schlicht Sportpalast.
Krieg der Religionen
Bei den Unruhen im März 2004 wurden 35 serbische Kirchen und Klöster im Kosovo zerstört. Während des Krieges im Frühling 1999 zerstörten Serbiens Polizei und Armee etwa 100 Moscheen. Die meisten Albaner sind Muslime, nur eine Minderheit ist katholisch. Die Hauptmoschee in Zentrum der Hauptstadt liegt unweit der UCK-Straße.
Noch vermisst
Die Kriegsschäden in der Hauptstadt des vor einem Jahr ausgerufenen Staates Kosovo sind längst beseitigt. Pristina möchte sich als junge und frische Balkan-Metropole präsentieren. Einzig die Fotos der mehr als 1500 noch als vermisst geltenden Albaner, aufgestellt vor dem Regierungssitz, zeugen hier noch vom Krieg.
Strommangel
Die malerischen Gassen von Prizren sind in den steilen Berghang eingeprägt. Die vielen Kabel des Stromnetzes bewahren die Bewohner aber nicht von Rationierungen. Das Kosovo hat zwar riesige Kohlevorkommen, die maroden Kraftwerke können aber den Bedarf an Strom bei weitem nicht decken.
Denkmal eines UCK-Kämpfers
Nachdem sich die Albaner jahrelang ausschließlich politisch um eine Selbstständigkeit von Serbien bemüht hatten, begann die UCK-Guerilla 1997, mit Waffen für die Unabhängigkeit des Kosovo zu kämpfen. Der Krieg eskalierte 1998, ein Jahr später flog die NATO Luftangriffe auf serbische Ziele. Heute zeugen viele Denkmale, wie dieses in der Stadt Prizren, vom Heldenstatus der UCK.
Ausgebrannt
Auf einer Wiese, die irgendwann ein Park werden soll, steht der Rohbau der zentralen orthodoxen Kirche in Pristina. Die serbische Regierung ließ die Kirche vor dem Krieg errichten. Bei antiserbischen Ausschreitungen vor fünf Jahren setzten albanische Extremisten sie in Brand.