Abhängiges Kosovo
19. Januar 2008Anzeige
Am Ende des seit einem Jahr dauernden Prozesses zu Festlegung seines Status' will das Kosovo Mitglied der EU werden. Auch nach ökonomischen Maßstäben liegt dies in weiter Ferne. Die Provinz hat ein geschätztes Bruttonationaleinkommen von 1100 Dollar pro Kopf. Das ist so hoch wie in Äthiopien oder Sambia - und zehn Mal niedriger als in Bulgarien oder Rumänien, den jüngsten EU-Mitgliedern.
Die Vereinten Nationen und die Europäische Union beraten im Januar 2008 unabhängig voneinander ihr weiteres Engagement im Kosovo. Die zu Serbien gehörende Provinz steht seit dem Krieg vor fast neun Jahren unter UNO-Verwaltung und NATO-Schutz. Die albanische Bevölkerungsmehrheit erwartet, dass ihre Politiker in der Hauptstadt Pristina bis Ende März die Unabhängigkeit ausrufen.
Junge Leute ohne Arbeit
Der Aufbau der Wirtschaft wird für die Europäer eine schwere Aufgabe. Ein Drittel der knapp zwei Millionen Einwohner des Kosovo ist unter 14. Jedes Jahr werden mehr Arbeitssuchende den Arbeitsmarkt des europäischen Rekordhalters bei den Geburtenraten belasten. Der Politologe Behlul Beqaj warnt, dass die Hälfte der Bevölkerung unterernährt ist. Rund 330.000 Menschen fehle Arbeit.
Der öffentliche Sektor ist der größte Arbeitgeber des Landes. Die höchsten Gehälter zahlen die Missionen internationaler Organisationen. Die Hälfte der privaten Wirtschaft besteht aus Einzelhandel und die meisten Unternehmen beschäftigen nur zwei oder drei Leute zu Niedrigstlöhnen. Der große Rest arbeitet schwarz und wartet auf die Geldspritze der im Ausland lebenden Verwandten. Rund 375.000 Kosovo-Albaner arbeiten in den USA, in Deutschland oder der Schweiz.
Ohne die Verwandten im Ausland geht es nicht
Jährlich schicken sie Geld in die Heimat. Bis zu 450 Millionen Euro. Das entspricht der Hälfte des gesamten Haushalts. "Ich weiß nicht wie wir ohne diese Geldquelle überleben würden", sagt der Ökonom Ibrahim Rexhepi. "Unser Import beträgt 1,5 Milliarden, der Export jedoch keine 150 Millionen Euro." Für Rexhepi liegt die Perspektive in der Öffnung der Märkte für Auslandsinvestitionen und in der Öffnung der Grenzen - den Arbeitslosen sollte man ermöglichen nach Jobs in Bosnien, Deutschland oder woanders zu suchen.
Solche Wirtschaftsmigrationen aus dem Balkan möchte die EU jedoch verhindern und wirbt für den Standort Kosovo. Billige Arbeitskräfte und niedrige Steuer werden von EU-Beamten in Pristina genauso gepriesen wie die Bodenschätze. Mehr als 20 Milliarden Tonen Blei und Zink, rund 15 Milliarden Tonnen Braunkohle und genauso viel Nickel liegen unter der Erde des Kosovo.
Stromexport soll Geld bringen
Der Kosovo-Energie-Konzern produziert nur 800 Megawatt Strom täglich. Die Provinz alleine verbraucht 1000 Megawatt. Da die verarmte Bevölkerung das Verbrauchte selten zahlen kann, gibt es auch kaum Geld, um den Strom in den Nachbarländern zu kaufen. Deswegen wird stark rationalisiert. Trotzdem ist der Energiesektor ein Hoffnungsträger. 2008 soll der Auftrag für den Bau des dritten Kohlekraftwerks international ausgeschrieben werden. "Das Kosovo sollte dank der großen Kohlevorkommen Strom exportieren können. Dies soll das neue Kraftwerk Kosovo C ermöglichen", sagt Konzernsprecher Nezir Sinanin. Dessen Fertigstellung mit bis zu 2100 Megawatt Produktionsstärke ist bis 2014 geplant. Die Kohle dafür soll aus der Nähe des Kraftwerks kommen, nicht aus dem serbischen Norden.
Kein EU-Mitglied, aber Preise in Euro und auf EU-Niveau
Solche Pläne deuten auf einen weiteren Schritt in Richtung wirtschaftliche Unabhängigkeit der Provinz hin. Die albanische Mehrheit hat nämlich keine Kontrolle über den von Serben besiedelten nördlichen Zipfel des Landes und die dortigen Ressourcen. Serbien aber bleibt, neben Mazedonien und Kroatien, der wichtigste Handelspartner des Kosovo. Für den Fall, dass sich das Kosovo unabhängig erklärt, hat die serbische Regierung bereits ein Wirtschaftsembargo angedroht. Das hätte einen Preisanstieg von mindestens zehn Prozent zur Folge. Die Preise in Pristina sind jetzt schon auf EU-Niveau. Und bezahlt wird offiziell in Euro.
Die Vereinten Nationen und die Europäische Union beraten im Januar 2008 unabhängig voneinander ihr weiteres Engagement im Kosovo. Die zu Serbien gehörende Provinz steht seit dem Krieg vor fast neun Jahren unter UNO-Verwaltung und NATO-Schutz. Die albanische Bevölkerungsmehrheit erwartet, dass ihre Politiker in der Hauptstadt Pristina bis Ende März die Unabhängigkeit ausrufen.
Junge Leute ohne Arbeit
Der Aufbau der Wirtschaft wird für die Europäer eine schwere Aufgabe. Ein Drittel der knapp zwei Millionen Einwohner des Kosovo ist unter 14. Jedes Jahr werden mehr Arbeitssuchende den Arbeitsmarkt des europäischen Rekordhalters bei den Geburtenraten belasten. Der Politologe Behlul Beqaj warnt, dass die Hälfte der Bevölkerung unterernährt ist. Rund 330.000 Menschen fehle Arbeit.
Der öffentliche Sektor ist der größte Arbeitgeber des Landes. Die höchsten Gehälter zahlen die Missionen internationaler Organisationen. Die Hälfte der privaten Wirtschaft besteht aus Einzelhandel und die meisten Unternehmen beschäftigen nur zwei oder drei Leute zu Niedrigstlöhnen. Der große Rest arbeitet schwarz und wartet auf die Geldspritze der im Ausland lebenden Verwandten. Rund 375.000 Kosovo-Albaner arbeiten in den USA, in Deutschland oder der Schweiz.
Ohne die Verwandten im Ausland geht es nicht
Jährlich schicken sie Geld in die Heimat. Bis zu 450 Millionen Euro. Das entspricht der Hälfte des gesamten Haushalts. "Ich weiß nicht wie wir ohne diese Geldquelle überleben würden", sagt der Ökonom Ibrahim Rexhepi. "Unser Import beträgt 1,5 Milliarden, der Export jedoch keine 150 Millionen Euro." Für Rexhepi liegt die Perspektive in der Öffnung der Märkte für Auslandsinvestitionen und in der Öffnung der Grenzen - den Arbeitslosen sollte man ermöglichen nach Jobs in Bosnien, Deutschland oder woanders zu suchen.
Solche Wirtschaftsmigrationen aus dem Balkan möchte die EU jedoch verhindern und wirbt für den Standort Kosovo. Billige Arbeitskräfte und niedrige Steuer werden von EU-Beamten in Pristina genauso gepriesen wie die Bodenschätze. Mehr als 20 Milliarden Tonen Blei und Zink, rund 15 Milliarden Tonnen Braunkohle und genauso viel Nickel liegen unter der Erde des Kosovo.
Stromexport soll Geld bringen
Der Kosovo-Energie-Konzern produziert nur 800 Megawatt Strom täglich. Die Provinz alleine verbraucht 1000 Megawatt. Da die verarmte Bevölkerung das Verbrauchte selten zahlen kann, gibt es auch kaum Geld, um den Strom in den Nachbarländern zu kaufen. Deswegen wird stark rationalisiert. Trotzdem ist der Energiesektor ein Hoffnungsträger. 2008 soll der Auftrag für den Bau des dritten Kohlekraftwerks international ausgeschrieben werden. "Das Kosovo sollte dank der großen Kohlevorkommen Strom exportieren können. Dies soll das neue Kraftwerk Kosovo C ermöglichen", sagt Konzernsprecher Nezir Sinanin. Dessen Fertigstellung mit bis zu 2100 Megawatt Produktionsstärke ist bis 2014 geplant. Die Kohle dafür soll aus der Nähe des Kraftwerks kommen, nicht aus dem serbischen Norden.
Kein EU-Mitglied, aber Preise in Euro und auf EU-Niveau
Solche Pläne deuten auf einen weiteren Schritt in Richtung wirtschaftliche Unabhängigkeit der Provinz hin. Die albanische Mehrheit hat nämlich keine Kontrolle über den von Serben besiedelten nördlichen Zipfel des Landes und die dortigen Ressourcen. Serbien aber bleibt, neben Mazedonien und Kroatien, der wichtigste Handelspartner des Kosovo. Für den Fall, dass sich das Kosovo unabhängig erklärt, hat die serbische Regierung bereits ein Wirtschaftsembargo angedroht. Das hätte einen Preisanstieg von mindestens zehn Prozent zur Folge. Die Preise in Pristina sind jetzt schon auf EU-Niveau. Und bezahlt wird offiziell in Euro.
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