Krank durch Klimawandel
27. August 2014"Die Beweise sind erdrückend: der Klimawandel gefährdet die menschliche Gesundheit", sagte Margaret Chan, Generaldirektorin der Weltgesundheitsorganisation (WHO), auf der ersten WHO-Konferenz für Klima und Gesundheit. Dass beide Themen eng zusammenhängen, daran gibt es bei den über 300 Konferenzteilnehmern keinen Zweifel.
Hitzerekorde
Eines der großen Probleme sind massive Hitzewellen und der stetige Temperaturanstieg: vier bis sieben Grad bis zum Jahr 2100, so lautet die Prognose im Weltklimabericht vom März dieses Jahres. "Wir wissen, dass Hitzewellen tausende von Menschen töten können, ja sogar zehntausende", sagte Diarmid Campbell-Lendrum von der WHO. "Die Rekordhitzewelle, die es 2003 in Europa gab, war verantwortlich für etwa 70.000 mehr Todesfälle, als sie normalerweise zu dieser Jahreszeit zu verzeichnen sind."
Ein Projekt, das zur Zeit läuft, analysiert weltweit die Risiken, die der Klimawandel für die Gesundheit des Menschen darstellt: von Butan bis Kenia, von Mittel- bis Osteuropa. Ein Lösungsansatz dabei sind Warnanlagen. Sie sollen die Menschen informieren, wenn die Temperaturen zu hoch werden, um sich draußen aufhalten zu können.
Im schlimmsten Fall könnte es in einigen Teilen der Welt so heiß werden, dass es unmöglich werden könnte, dort zu leben. Nicht schnelles, sondern schnellstes Handeln sei angesagt, warnt die WHO.
Verbreitung von Infektionskrankheiten
Die Erderwärmung und immer häufiger auftretende Hitzewellen führten auch dazu, dass Infektionskrankheiten immer weiter Richtung Norden ziehen. "Eine der wichtigsten Infektionskrankheiten weltweit ist Malaria - daran sterben pro Jahr etwa 600.000 Menschen. Oder auch Durchfall-Erkrankungen, an denen alleine etwa 600.000 Kinder sterben", sagte Campbell-Lendrum. "Die Hitze begünstigt die Verbreitung dieser Infektionskrankheiten."
Luftverschmutzung
Nach Angaben der WHO sterben jedes Jahr über sieben Millionen Menschen an den Folgen von Luftverschmutzung aufgrund des Einsatzes von fossilen Brennstoffen. "Wenn wir es schaffen, mehr saubere Energie einzusetzen und ein nachhaltiges Transportsystem, dann können wir die Auswirkungen auf das globale Klima reduzieren und schon jetzt Millionen von Menschenleben retten." Davon ist Campbell-Lendrum überzeugt. "Einer von acht Todesfällen weltweit hängt mit Luftverschmutzung zusammen." Deshalb müsse es mehr umweltfreundliche Energie geben, auch in ärmeren Ländern und Gebieten. Klimawandel und Gesundheit - das gehe nicht nur die Industrieländer an.
Schnelle Maßnahmen
Ziel der Konferenz ist es sicherzustellen, dass die Länder und Gemeinden besser auf die Auswirkungen von Hitze, extremen Wetterlagen und Infektionskrankheiten vorbereitet sind. Das gleiche gelte für die weltweite Ernährungssicherheit. Die Welt werde immer wärmer, dichter besiedelt, die Nachfrage nach Nahrung, Wasser und Energie wachse, sagte Christiana Figueres, Chefin des UN-Klima-Sekretariats. Je eher darauf reagiert werde, desto eher könnten schon heute Menschenleben gerettet werden.
Die erste WHO-Konferenz zu Klimawandel und Gesundheit will die Länder und die Verantwortlichen für die enge Verbindung von Klimawandel und Gesundheit sensibilisieren und dazu bringen, Maßnahmen zu ergreifen. "Bei vielen Diskussionen, die bisher geführt worden sind, ging es beispielsweise um die Auswirkungen des Klimawandels auf Eisdecken und Eisbären", sagte Campbell-Lendrum. "Das ist sehr wichtig, denn durch den Klimawandel bedroht wird vor allem der Mensch."