Neuer Rüstungsriese in Europa
28. Juli 2015Die seit rund einem Jahr laufenden Fusionsverhandlungen zwischen dem deutschen Panzerbauer Krauss-Maffei Wegmann (KMW) und dem französischen Rivalen Nexter waren erfolgreich. Das Verteidigungsministerium in Paris lädt für Mittwoch zu einem Pressetermin. Thema: Die "Unterschrift unter die Verständigung" zwischen beiden Firmen. Heißt im Klartext: Die Rüstungsehe wird besiegelt.
Für KMW zeichnet die Eigentümerfamilie Bode die Verträge, für Nexter der französische Staat. Nach Informationen des "Handelsblatts" soll eine Holding niederländischen Rechts gegründet werden, die den vorläufigen Namen "Newco" trägt. Sie wird sämtliche Anteile der beiden Unternehmen halten.
Branche ist elektrisiert
Keine Rüstungsfusion der vergangenen Jahre hat die Branche derart elektrisiert wie diese. Gemeinsam kommen die Partner aus München und Paris auf etwa zwei Milliarden Euro Umsatz und rund 6000 Mitarbeiter. Durch den Zusammenschluss wollen sie besser im globalen Wettbewerb bestehen, zumal die nationalen Verteidigungsbudgets kleiner geworden sind.
Ganz in trockenen Tüchern ist die Fusion noch nicht: Die Kartellämter beidseits des Rheins müssen erst die Erlaubnis erteilen. Frankreich wird Nexter - bisher ein reines Staatsunternehmen - per Gesetz privatisieren. Dann wird der Staat die Hälfte einer neu geschaffenen privaten Holding besitzen.
Zankapfel Leopard 2
Krauss-Maffei Wegmann ist nach eigenen Angaben europäischer Marktführer für hochgeschützte Rad- und Kettenfahrzeuge. Das Unternehmen, das außerhalb Deutschlands über acht Standorte auf mehreren Kontinenten verfügt, wurde vor allem durch den Kampfpanzer Leopard 2 bekannt.
Der Leopard ging wegen umstrittener Exportvorhaben mehrfach durch die Presse. Immer wieder sind Rüstungsausfuhren strittig, vor allem, wenn es um Länder geht, in denen Menschenrechte verletzt werden: Die Industrie will Geschäfte machen, aber die Politik setzt die Regeln.
Da nach dem Zusammenschluss die nationalen Exportvorschriften vorerst in Kraft bleiben, könnten sich aus Sicht der Waffenschmiede zusätzliche Komplikationen ergeben. Denn das neu gegründete Großunternehmen müsste sich sowohl an deutsche wie auch an französische Regeln halten. Folgerichtig heißt es laut "Handelsblatt" im Umfeld der französischen Regierung: "Wir arbeiten an der Harmonisierung der Exportvorschriften."
jj/pg (dpa, rtr)