Krawalle in Flüchtlingslager auf Lesbos
27. April 2016Im Internierungslager Moria auf Lesbos ist es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Flüchtlingen und der Polizei gekommen. Flüchtlinge hätten Steine auf die Beamten geworfen, teilte die Polizei mit. Rauchschwaden standen über dem Gelände, das Papst Franziskus erst zehn Tage zuvor besucht hatte. Ein Polizeisprecher sagte, in einem Trakt für junge Migranten seien Abfallbehälter in Brand gesteckt worden. Vor dort aus habe sich die Unruhe ausgebreitet.
Nach Angaben von Helfern hatten sich die Spannungen in dem Lager seit Tagen aufgestaut. Was die Krawalle letztlich ausgelöst hat, war unklar. Aus Regierungskreisen verlautete, es habe ein "Missverständnis" im Lager gegeben.
Auf Lesbos halten sich nach offiziellen Angaben derzeit rund 4300 Flüchtlinge und Migranten auf, die große Mehrheit von ihnen im Lager Moria. Dorthin werden Menschen gebracht, die keine Aussicht auf Asyl haben und nach der Vereinbarung zwischen der EU und der Türkei vom 20. März in die Türkei abgeschoben werden sollen.
49 Flüchtlinge abgeschoben
Dies setzte Griechenland am Dienstag mit der dritten Rückschiebeaktion seit Inkrafttreten des umstrittenen Flüchtlingspakts fort. Von den Ägäis-Inseln Lesbos, Kos und Chios wurden 49 Flüchtlinge in drei Gruppen auf das türkische Festland zurückgebracht, wie die Polizei mitteilte. Zuletzt waren am 4. und 8. April insgesamt 326 Flüchtlinge in mehreren Gruppen in die Türkei gebracht worden, die meisten davon aus Bangladesch.
Von Kos wurden jetzt 18 Bangladescher, neun Myanmarer und vier Pakistaner in den türkischen Hafen Gulluk gebracht. Von Lesbos wurden acht Afghanen, vier Iraner und ein Jordanier nach Dikili geschickt, und von Chios mussten vier Afghanen und ein Iraner nach Cesme übersetzen. Begleitet wurden sie von Beamten der EU-Grenzschutzagentur Frontex.
Die Vereinbarung zwischen der EU und der Türkei sieht vor, dass die Türkei alle Flüchtlinge zurücknimmt, die illegal nach Griechenland gelangt sind, sofern dort ihr Asylantrag nicht positiv beschieden wurde. Die EU sagte zu, im Gegenzug für jeden abgeschobenen Syrer einen anderen syrischen Flüchtling auf legalem Weg aus der Türkei aufzunehmen, bis zu einer Obergrenze von 72.000. Menschenrechts- und Hilfsorganisation kritisieren das Abkommen scharf.
Aus Angst vor der Abschiebung haben die meisten der derzeit rund 8000 Flüchtlinge auf den Ägäis-Inseln einen Asylantrag gestellt, der zunächst geprüft werden muss, bevor die Migranten abgeschoben werden können.
stu/jj (afp, dpa, rtr)