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"Krieg, den keiner haben will"

Najima el Moussaoui17. November 2012

Israel und der Gaza-Streifen befeuern sich gegenseitig und offenbar unaufhaltsam. Weltweit steigt daher die Sorge vor einem Krieg in der Region. Selbst israelische Politiker und Diplomaten warnen davor.

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Palästinenser suchen in den Trümmern des zerstörten Hauses eines Hamas-Offiziers im Norden des Gazastreifens nach Opfern. (Foto: rtr)
Bild: REUTERS

Eine Eskalation des Gaza-Konflikts würde zu einem Krieg führen, "den keiner haben will", sagte der frühere israelische Botschafter in Deutschland, Avi Primor, im Deutschlandfunk. Die Vorbereitungen für einen Bodenkrieg seien "sehr ernsthaft". Inzwischen hat die israelische Regierung grünes Licht für die Mobilisierung von bis zu 75.000 Soldaten gegeben. Vor dem Grenzgebiet zum Gazastreifen wurden israelische Panzer zusammengezogen. Auch die frühere israelische Außenministerin Tsipi Livni, die der oppositionellen Kadima-Partei angehört, zeigte sich besorgt. "Wenn die Ziele nicht präzise definiert sind, gibt es einen Hang zur Zerstörung, der das Beenden der Aktion schwierig macht", sagte sie dem Magazin “Focus“.

Am Mittwoch hatte Israel seine Offensive "Säule der Vergeltung" gegen die radikalislamische Hamas im Gazastreifen gestartet. 830 Angriffe hat die israelische Luftwaffe nach eigenen Angaben seither auf das Gebiet geflogen. Allein während der Nacht zum Samstag waren es 180 Angriffe. Israel griff gezielt Regierungsgebäude an, darunter den Regierungssitz der Hamas in Gaza, der laut Augenzeugenberichten in der Nacht mehrfach getroffen wurde.

Israelische Soldaten neben ihren Panzern an der Grenze zum Gazastreifen (Foto: EPA)
Israel bereitet sich auf eine Bodenoffensive im Gazastreifen vorBild: picture-alliance/dpa

USA geben Israel "volle Rückendeckung"

Die palästinensische Seite reagierte mit mehr als 580 Raketen, die sie auf israelisches Territorium abfeuerten. Dabei wurde auch die Wirtschafts- und Kulturmetropole Tel Aviv beschossen. Israel setzte erfolgreich sein Raketenabwehrsystem ein, das viele Geschosse abging. Nach Angaben von Rettungskräften vor Ort wurden bei den militärischen Aktionen mindestens 44 Palästinenser und drei Israelis getötet. Verletzt wurden etwa 390 Palästinenser und 20 Israelis.

Israel vergewissert sich unterdessen der Unterstützung des Verbündeten USA. "Die USA haben uns volle Rückendeckung dafür gegeben, alle nötigen Maßnahmen zu ergreifen, um unsere Staatsbürger vor dem Terror der Hamas zu schützen", erklärte Israels Botschafter in Washington, Michael Oren, in amerikanischen Medien.

Warnungen und Mahnungen aus dem Ausland

Aus dem Ausland mehren sich die Stimmen, die sich zum dem Gazakonflikt äußern. Bundeskanzlerin Angela Merkel sei sich in einem Telefongespräch mit dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu einig gewesen, dass schnellstmöglich ein vollständiger Waffenstillstand nötig sei, um weiteres Blutvergießen zu verhindern, berichtete der stellvertretende Regierungssprecher Georg Streiter. Merkel sprach auch mit dem ägyptischen Präsidenten Mohamed Mursi und motivierte ihn, in dem Konflikt weiter zu vermitteln.

Israel bombardiert weiter Gazastreifen

Auch US-Präsident Barack Obama sucht nach Wegen, die Lage zu entschärfen. Wie das Weiße Haus mitteilte, telefonierte er mit Netanjahu und Mursi. Bundesaußenminister Guido Westerwelle sprach mit dem Generalsekretär der Arabischen Liga, Nabil al-Arab, und mahnte zu "Besonnenheit und Mäßigung auf allen Seiten".

Der tunesische Außenminister Rafik Abdessalem forderte bei einem Solidaritätsbesuch in Gaza einen sofortigen Stopp der israelischen Angriffe. "Was sich hier im Gazastreifen abspielt, ist nicht hinnehmbar, ungerechtfertigt und eine Verletzung des internationalen Rechts", sagte er. Auch Afghanistans Präsident Hamid Karsai und der türkische Regierungschef Recep Tayyip Erdogan kritisierten Israel.

Iran fordert Vergeltung gegen Israel

Am heftigsten reagierte der Iran: Die Führung in Teheran forderte eine Vergeltungsaktion der islamischen Welt gegen Israel. Die "Verbrechen der zionistischen Regierung" könnten nur durch "eine revolutionäre Vergeltungsmaßnahme der muslimischen Welt" beendet werden, sagte Verteidigungsminister Ahmed Wahidi der amtlichen Nachrichtenagentur Irna. Iranischen Medien zufolge will das Parlament in Teheran eine Delegation in den Gazastreifen entsenden sowie Medikamente und Rettungskräfte schicken.

Trotz eindriglicher Appelle zur Mäßigung gibt es bislang kein Zeichen für ein Ende der Gewalt. Israel will seine Offensive erst beenden, wenn die Hamas mit dem Abschießen von Raketen aufhört.

nem/GD (dpa, afp, dapd)