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Russland Weltwirtschaft

Klaus Ulrich11. April 2014

Sanktionen gegen Russland: Der wichtigste Gaslieferant vieler europäischer Länder steht wegen des Konflikts mit der Ukraine am Pranger. Erwächst daraus eine Bedrohung für das globale Wachstum?

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Der russische Präsident Wladimir Putin (Fot: Reuters)
Bild: Reuters/Mikhail Klimetyev/RIA Novosti

Die US-Zentralbank Federal Reserve sorgt sich um die Auswirkungen des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine auf die Weltwirtschaft. Bei einer "Eskalation" der Spannungen in der Region würden negative Konsequenzen für das weltweite Wachstum drohen, heißt es in aktuellen Sitzungsprotokollen der Fed. Für die US-Wirtschaft besteht nach Ansicht der Zentralbank aber keine direkte Gefahr.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) sagt in seinem am Dienstag (08.04.2014) veröffentlichten Konjunkturausblick für dieses Jahr zwar eine robuste Zunahme der Weltwirtschaftsleistung voraus, warnt zugleich aber vor "neuen geopolitischen Risiken" durch den Konflikt zwischen Kiew und Moskau.

Nachbarländer betroffen

Ein Konjunktur-Einbruch in Russland wegen der Krim-Krise hätte vor allem Auswirkungen auf die Länder, die enge Handelsbeziehungen mit der russischen Wirtschaft unterhalten. In ihrem Frühjahrsgutachten für die Bundesregierung, das die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute am Donnerstag in Berlin (10.04.2014) vorgestellt haben, werden vor allem die russischen Nachbarländer Finnland, Polen und Tschechien erwähnt.

Die deutsche Wirtschaft wäre stärker von einer Rezession in Russland betroffen als andere fortgeschrittene Volkswirtschaften wie die USA, Frankreich, Italien und Spanien, heißt es weiter in dem Gutachten. Doch auch für Deutschland wären die Folgen überschaubar, sagt der Makroökonom Axel Lindner vom Institut für Wirtschaftforschung Halle (IWH) im Gespräch mit der DW.

Nach Modellrechnungen für das Gutachten hätte ein Einbruch der russischen Wirtschaft von vier Prozent zur Folge, dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,1 bis 0,3 Prozent schrumpfen würde. Das wäre zwar unerfreulich, aber durchaus verkraftbar.

Russland schrammt an der Rezession vorbei

Allerdings gehen die Forscher bislang noch nicht von einer Rezession in Russland aus. Sie korrigierten lediglich ihre Wachstumsprognose nach unten. "Wir dachten zuvor, dass Russland vielleicht mit einer Rate von zwei Prozent expandiert in diesem Jahr und das haben wir auf 0,5 Prozent - also fast Stagnation - zurück gesetzt", so Lindner. Das sich die wirtschaftlichen Aussichten in Russland verschlechtert haben, könne man schon an den Entwicklungen der Finanzmärkte ablesen. "Der Rubel hat nachgegeben und die Aktienkurse in Russland sind eingebrochen."

Russland war also sowieso schon wirtschaftlich Ende des vergangenen Jahres, also vor der Eskalation des Konflikts mit der Ukraine in keiner besonders guten Verfassung. Deshalb war die Wachstumsprognose der Ökonomen sowieso schon recht gering für ein Schwellenland, dass ja normaler Weise deutlich schneller wächst, als eine fortgeschrittene Volkswirtschaft. Und jetzt belastet die Krise die russische Wirtschaft weiter.

Bedeutende Kapitalabflüsse

Im ersten Quartal dieses Jahres sei es auch aufgrund von Sanktionen zu bedeutenden Kapitalabflüssen aus Russland gekommen, berichtet der Forscher. "Aber auch allgemein deswegen, weil die Investoren weniger Vertrauen in die russische Wirtschafft und deren zukünftige Entwicklung haben."

Seit die USA den Ausstieg aus der Politik des extrem billigen Geldes betreiben, stehen die Schwellenländer allgemein unter besonderem Druck. In manchen Schwellenländern gebe es aber "bestimmte Anlässe, noch vorsichtiger zu sein", sagt der Ökonom. "Und jetzt ist eben Russland dazu gekommen - quasi als einer dieser Wackelkandidaten."

Risiken einer Sanktionsspirale

Im Frühjahrsgutachten sehen die Wirtschaftsforscher große Risiken in einer Sanktionsspirale zwischen dem Westen und Russland. Im schlimmsten Fall könnte dies zu einer teilweisen oder vollständigen Unterbrechung der Öl- und Gaslieferungen Russlands an die Länder der Europäischen Union führen.

Zwar könnte die EU kurzfristig auf russisches Gas verzichten, denn die Speicher sind gut gefüllt. Auf Dauer sind allerdings Engpässe zu befürchten. Der Ersatz russischer Gasimporte aus anderen Regionen, etwa aus Norwegen, Algerien und Katar oder mittels alternativer Energiequellen würde mehrere Jahre in Anspruch nehmen, erhebliche Investitionen in eine entsprechende Infrastruktur wären nötig.

Gegenseite Abhängigkeit

Aber auch Russland würde in einer solchen Situation kaum zu verkraftende wirtschaftliche Verluste erleiden. Die Erlöse aus Gas- und Ölverkäufen nach Europa machen etwa die Hälfte der staatlichen Einnahmen aus. Und auch Russland verfügt nicht über eine entsprechend Infrastruktur (etwa Pipelines) um andere Regionen, etwa in Asien, in großem Umfang mit Gas zu beliefern.

"Es ist deshalb wahrscheinlich, dass Sanktionen selbst im Fall einer weiteren Eskalation die Energielieferungen nicht berühren werden", folgern die Ökonomen aus dieser gegenseitigen Abhängigkeit.