Kritik an der Katastrophenhilfe in den USA
1. September 2005George W. Bush verschaffte sich auf seinem Rückflug von seiner Ranch nach Washington an Bord der Präsidentenmaschine Air Force One ein persönliches Bild von der Lage. Bush sprach danach von einer der größten Naturkatastrophen in der Geschichte der USA. "Ein großer Teil der Golfküste im Mississippi-Delta ist komplett zerstört", sagte Bush.
Bush kündigte ein umfassendes Maßnahmenbündel an, mit dem seine Regierung den Kriseneinsatz vor Ort unterstützen werde. Priorität genieße dabei die Rettung von Menschenleben, die Linderung der Not und die Unterbringung der Obdachlosen. Danach werde man den Wideraufbau der zerstörten Infrastruktur in Angriff nehmen. Der werde jedoch Jahre dauern.
Mehrere tausend Tote in New Orleans?
Unterdessen hat der Bürgermeister von New Orleans die Vermutung geäußert, dass es allein in seiner Stadt mehrere tausend Tote gegeben haben könnte. Noch immer versuchen Hubschrauber der Küstenwache und Marine Menschen von den Dächern ihrer Häuser zu retten. Die Stadt steht zu achtzig Prozent unter Wasser. Es gibt weder Strom, noch funktionierende Telefonleitungen. Immer wieder kommt es zu massiven Plünderungen und vereinzelt auch zu Bränden. Die im "Superdome", einer Sportarena im Zentrum der Stadt zusammengepferchten mehr als 20.000 Menschen sollen - so bald es die Lage zulässt - mit Bussen in ein ähnlich großes Stadion ins texanische Houston evakuiert werden.
Unterdessen haben im benachbarten Bundesstaat Mississippi die Aufräumungsarbeiten begonnen. Hier soll es nach Angaben der Behörden mindestens 100 Tote gegeben haben. Die Nationalgarde sucht mit Spürhunden nach Überlebenden in den Trümmern. Die Schneise der Verwüstung, die der Sturm hier geschlagen hat, zieht sich kilometerlang ins Landesinnere. Tausende von Menschen haben ihr gesamtes Hab und Gut verloren, leben seit drei Tagen von Notreserven. Viele beklagen das viel zu langsame Anlaufen der Hilfsmaßnahmen. "Wir hätten besser auf so eine Katastrophe vorbereitet sein müssen", sagte die demokratische Senatorin Mary Landrieu aus Louisiana dem Sender CNN.
"Schrecklich, heiß, feucht"
"Die Lage ist schrecklich, es ist heiß und feucht und die Leute haben kein Trinkwasser", räumte Michael Brown, Chef der US- Behörde für Katastrophenmanagement (FEMA) ein. Die FEMA entschuldigt die Verzögerungen mit den enormen logistischen Problemen, mit denen die Helfer zu kämpfen haben. Viel Straßen sind zerstört oder unpassierbar - deshalb sollen bald Lebensmittel und Trinkwasser auch aus der Luft abgeworfen werden. Das amerikanische Rote Kreuz spricht vom größten Rettungseinsatz in seiner Geschichte - aber in viele der verwüsteten Ortschaften ist es bislang noch gar nicht vorgedrungen.
Gesundheitsnotstand ausgerufen
Die US-Regierung rief am Mittwoch bereits vorsorglich für die betroffene Küstenregion den Gesundheitsnotstand aus. Man befürchtet den Ausbruch von Typhus und Cholera. "Die Bedingungen verschlechtern sich rapide", warnte eine Gesundheitsexperte von der Staats-Universität Louisiana. Augenzeugen berichteten von zahlreichen im Wasser treibenden Leichen und von Menschen, die wegen ausbleibender Versorgung mit Wasser und Lebensmittel zusammenbrechen und sterben würden.