Was droht der Donau?
7. Oktober 2010Die Giftbrühe, die nach einem Dammbruch im ungarischen Aluminiumwerk Ajka die Kleinstadt Kolontár überschwemmt hatte, ist inzwischen dort angekommen, wo die Raab in die Donau mündet. Vier Menschen waren durch die Schlammlawine getötet und mehr als 120 verletzt worden. Das Gift könnte jetzt durch Kroatien, Serbien, Bulgarien, Rumänien und die Ukraine bis ins Schwarze Meer gelangen.
EU-Kommissionssprecher Joe Hennon sagte am Mittwoch (06.10.2010), die EU sei jederzeit bereit, Hilfe anzubieten, sollte sich die Katastrophe weiter ausbreiten. Allerdings habe die ungarische Regierung mitgeteilt, "dass die Lage unter Kontrolle sei". Bis jetzt habe sie nicht um Hilfe gebeten, erklärte Hennon.
Sorgen in Serbien und Kroatien
Die Verantwortlichen in Kroatien und Serbien sind allerdings besorgt, warnen aber vor Panikmache. Der Staatssekretär im kroatischen Außenministerium Andrej Plenkovic versucht, die Menschen zu beruhigen: "Alle verantwortlichen Stellen in Kroatien sind über die Beseitigung der Schäden informiert. Wir haben direkte Kontakte mit der ungarischen Seite. Unsere Nachbarn bemühen sich, eine weitere Verschmutzung der Donau zu verhindern", beteuerte Plenkovic. Auch Kroatien sei gut vorbereitet für den Fall, dass die giftige Substanz Kroatien erreicht.
Der serbische Minister für Umweltschutz Oliver Dulic sagte am Donnerstag (07.10.2010), die serbische Regierung stünde in "intensivem Kontakt" mit Budapest und verfolge die Entwicklung der Situation.
Was enthält der Schlamm genau?
Noch ist nicht klar, welche Giftstoffe der Rotschlamm enthält. Eine Analyse werde erst in den kommenden Tagen vorliegen, sagen ungarische Experten. Die Einsatzkräfte dort wurden deshalb mit vollständiger Schutzkleidung und Atemmasken ausgerüstet.
Solchen Schutz haben die Bewohner jedoch nicht. Sie versuchen etwa mit Schneeschaufeln, den dicken, roten Schlamm aus ihren Häusern und von ihren Grundstücken zu entfernen. Zum Teil tragen sie als Schutz nur Gummihandschuhe.
Die Regierung in Budapest geht davon aus, dass die Katastrophe durch menschliches Versagen ausgelöst wurde. Die Behörden haben strafrechtliche Ermittlungen aufgenommen. Einer ersten Schätzung nach, werden die Aufräumkosten mindestens 35 Millionen Euro kosten. Die Produktion in dem Werk wurde vorerst gestoppt, sie soll nach Angaben des Unternehmens aber bereits am Wochenende wieder aufgenommen werden.
Autor: Alen Legovic/Belma Fazlagic-Sestic
Redaktion: Fabian Schmidt