Krösus & Co.
12. Dezember 2002An Michael Schumacher kommt keiner vorbei - weder auf den Formel-1-Rennpisten dieser Welt noch in der Gehaltsliste. Seriösen Schätzungen zu Folge dürfte der 33-Jährige im Jahre 2002 rund 50 Millionen Euro verdienen. Den größten Teil dieses Geldes bezieht Michael Schumacher vom Automobilhersteller Ferrari, in dessen feuerroten Rennmobils er inzwischen fast unschlagbar ist. Aber auch bei der Vermarktung seines Namens kassiert Schumacher kräftig. Michael Schumacher ist nicht nur in seinem Sport die unumstrittene Nummer eins. Auch in einer Rangliste der besten Verdiener unter deutschen Sportlern hat er einen Riesenvorsprung vor dem Zweitplatzierten.
Hohe Sprünge
Schumis Jahreseinkünfte dürften fast doppelt so hoch sein wie die von Dirk Nowitzki. Dass der 24-Jährige in der Geldrangliste den größten Sprung getan hat, liegt auch irgendwie in der Natur seiner Sportart. Nowitzki ist Basketballer. In Deutschland hätte er die Millionen jedoch nicht verdienen können. Deshalb zog es Nowitzki auch von Würzburg zu den Dallas Mavericks, bei denen er inzwischen der Topstar ist und etwa 14,5 Millionen Euro jährlich verdient.
Auf Rang drei steht schon wieder ein Schumacher - Michaels jüngerer Bruder Ralf. Das ist sicherlich kein Wunder. Noch lässt sich in keinem Sport mehr Geld verdienen als in der Formel 1. Womit auch zu erklären ist, dass ein relativ erfolgloser Formel-1-Fahrer wie Nick Heidfeld immerhin noch Dreizehnter der Geldrangliste ist.
Rentner und Zicken
Wer die besten Leistungen erbringt, der hat auch den höchsten Lohn verdient, sollte man annehmen. Doch der Blick auf die Plätze 4 bis 9 widerspricht dieser Annahme. Mit den ehemaligen Wimbledon-Siegern Boris Becker und Steffi Graf befinden sich nämlich zwei Sportrentner unter den Bestverdienern des deutschen Sports. Nostalgie wird noch zwölf Mal besser honoriert als zwei Goldmedaillen, die die Berliner Eisschnellläuferin Claudia Pechstein gegen härteste Konkurrenz bei den Olympischen Winterspielen in Salt Lake City gewann.
Wie ungerecht echte Leistungen finanziell bewertet werden, geht noch aus einem anderen Blickwinkel hervor. Hätte sich Claudia Pechstein nicht mit ihrer deutschen Konkurrentin Anni Friesinger das so genannte Zicken-Duell geliefert, wer weiß, ob dann Marketingstrategen überhaupt auf die großartigen sportlichen Leistungen aufmerksam geworden wären? Eine verkehrte Welt.
Abgeschlagen: die Fußballer
Allerdings sind die Einkünfte der sportlich erfolgreichsten deutschen Wintersportlerin in Höhe von 900.000 Euro nur ein Taschengeld im Vergleich zu den 12 Millionen Euro Ruhestandsgeld für den Tennisrentner Boris Becker. Trotz Scheidung, Sex-Affäre und Steuer-Prozess mit Millionen- und Bewährungsstrafe: der "17-jährigste Leimener aller Zeiten" ist auch nach seiner Tennis-Karriere bestens im Geschäft mit sportlich völlig wertlosen Senioren-Schaukämpfen, Werbeauftritten und der medialen Nutzung von privaten Eskapaden.
Fußball ist zweifelsfrei die Sportart Nummer eins in Deutschland. Aber wie die Geldrangliste zeigt, sind die Fußball-Stars keineswegs die Höchstverdiener. Erst auf Rang sieben taucht Oliver Kahn auf. Die Einkünfte des mit Abstand besten Torhüters der diesjährigen Weltmeisterschaft, ohne dessen großartige Fangkünste die deutsche Nationalmannschaft wahrscheinlich nie bis ins Endspiel vorgedrungen wäre, werden auf sieben Millionen Euro geschätzt.
Vermarktung ist alles
Oliver Kahn als Höchstverdiener unter den deutschen Fußballern, Michael Ballack und Mehmed Scholl stehen alle bei Bayern München unter Vertrag. Der vierte deutsche Fußballer in der Höchstverdienerliste, Markus Babbel, wird als Spieler des FC Liverpool in britischen Pfund ausbezahlt. Und noch einmal taucht Bayern München auf: Trainer Ottmar Hitzfeld wird mit einem Jahresgehalt von fünf Millionen Euro angegeben und verdient demnach eine Million Euro mehr als DFB-Teamchef Rudi Völler, der das deutsche Nationalteam bei der letzten WM bis ins Finale führte.
Wie gesagt: Die Geldrangliste sagt nichts über die sportliche Wertigkeit aus. Noch lässt sich sportliches Gold nicht automatisch versilbern. Denn über die Einkünfte entscheiden nicht sportliche Erfolge, sondern vielmehr die Vermarktung durch geschickte Manager.
Autor: Wim Abbink
Redaktion: Ingun Arnold