Kunst als Werbemittel
Zwischen Kunst und Kommerz flimmert ein ständiges Spannungsfeld: Manche Künstler haben sich in der Vergangenheit darüber hinweg gesetzt, andere damit ihre Luxuswünsche erfüllt. Die Alditüte ist auf jeden Fall kunstvoll.
Günter Fruhtrunk
Der Maler Günter Fruhtrunk war mit seinen abstrakt-geometrischen Arbeiten auch international bekannt geworden. 1968 nahm er an der documenta in Kassel teil, im gleichen Jahr repräsentierte er sogar die Bundesrepublik Deutschland auf der Kunstbiennale in Venedig. Der grafische Entwurf für die Alditüte war für ihn eher ein Tabubruch, aber gutes Geld. Dabei machen Künstler schon immer Werbung...
Henri de Toulouse-Lautrec
Der französische Maler und Zeichner Henri de Toulouse-Lautrec studierte mit Vincent van Gogh und Paul Gauguin und genoss das Leben in den Pariser Ausgehvierteln. Da lag es sowohl örtlich als auch künstlerisch nah, ein Plakat für das Varieté Moulin Rouge zu entwerfen - hier mit der Cancan-Tänzerin La Goulue. Lautrecs Farblithografien gelten heute als Meilenstein der Werbung.
Ludwig Hohlwein
Wie Toulouse-Lautrec zählte später auch der deutsche Illustrator Ludwig Hohlwein zu den bedeutendsten Vertretern der Reklamekunst. Charakteristisch für seine Arbeit waren farbige Hintergründe, hier aus dem Jahr 1926 ein zartes Pastellrosé. Auch wenn es die Männer waren, die damals Autos fuhren, sollten sich schließlich auch die zu kutschierenden Damen der feinen Gesellschaft angesprochen fühlen.
Politische Werbung
Dieses Können blieb auch der Politik nicht verborgen. Für die NSDAP hatte Hohlwein bereits vor deren Machtergreifung Plakate entworfen, 1933 trat er in die Partei ein, nachdem er die Möglichkeit ausgeschlagen hatte, in die USA zu emigrieren. Seine Arbeit prägte das Erscheinungsbild der Nazis mit. Nach dem Krieg erhielt er im Zuge der Entnazifizierung ein vorübergehendes Berufsverbot.
Bertolt Brecht
Jawoll, der noch heute gern in der Kapitalismuskritik zitierte Bert Brecht verdingte sich vor seinem Durchbruch als Lyriker in der Werbung. Er schrieb dem Oberklassewagen Steyr VII ein Gedicht: "Mensch, fahre uns!!" Stolz dürfte der glühende Kommunist auf die Arbeit nicht gewesen sein, aber: Er ist in guter Gesellschaft. Auch Kästner, Tucholsky und Bukowski verdienten sich mit Werbung etwas dazu.
Andy Warhol
Bevor er die Pop-Art mitbegründete, zählte Andy Warhol in den 1950er Jahren zu den stilprägenden Werbegrafikern. Seine bevorzugten Motive waren Damenschuhe und Autos. 1986 beauftragte ihn Daimler-Benz mit dem 80 Bilder umfassenden Zyklus "Cars". Doch Warhol schaffte nur 35 - er starb 1987 an den Folgen einer Gallensteinoperation.
Jeff Koons
Die Höchstpreise auf dem Kunstmarkt führen zu gerümpften Nasen, denn was haben zig Millionen Euro noch mit Kunst zu tun? Wer als teuerster lebender Künstler gilt, muss sich über Kommerz natürlich nicht den Kopf zerbrechen, weshalb Pop-Art-Superstar Jeff Koons 2010 frei von Berührungsängsten für BMW das 300 PS starke "Art Car" verschönerte und feststellte: "Diese Rennwagen sind wie das Leben."
Wes Anderson
Manche Künstler schlagen Angebote der Werbeindustrie aus, andere bereuen derartige Kooperationen später. Der Ruch der Käuflichkeit droht die künstlerische Integrität zu belasten. Umso erstaunlicher, dass der für seine spleenigen Filme bekannte Regisseur Wes Anderson für Prada das siebenminütige "Castello Cavalcanti" (oben) drehte und mit Oscar-Preisträger Adrien Brody auch schon für H&M arbeitete.
The Doors
Internationale Marken bedienen sich gerne am Fundus von Musikern, die sich davon einen Karriereboost versprechen. Jim Morrison jedoch ließ sich nicht korrumpieren, als seine Band The Doors dem Autobauer Buick die Verwendung von "Light my Fire" genehmigte: "Come on, Buick, light my fire". Er soll bei Buick angerufen und gedroht haben, im TV eines ihrer Autos zu demolieren - mit Erfolg.