Kunst ohne Handicap
"Inklusion" bedeutet: Menschen mit und ohne Behinderung zusammenzuführen. In der Kunst klappt das besonders gut. Die Ausstellung "Kunst trotz(t) Handicap" zeigt deutlich: In der Kunst gibt es keine Unterschiede.
Kunst zitieren
Manuel Llobera Capella wurde 1990 in Geesthacht geboren. Schon früh fiel sein Talent auf. Er malt hauptsächlich in Acryl und Ölfarben und gilt als Meister des Kunstzitierens. Werke von Cezanne, Gauguin und Matisse dienen ihm als Vorlage. Das Bild "Der Raucher" entstand in Acryl auf Leinwand. Hier ein Ausschnitt.
Erst ertasten, dann erschaffen
Diese Skulptur, ein Bronzeguss, schuf Heinz Jürgen Heinze. Der Künstler ist blind und taub. Seit 1967 lebt und arbeitet er in der Kreativen Werkstatt von Lobetal, und seit 2007 wirkt er im Atelier der Bildhauerin und Keramikerin Gudrun Sailer in Eberswalde mit. Seine große Sensibilität und Begabung kommt auch bei der "Frau mit geflochtenem Haar" zum Ausdruck. Keine Spur von Handicaps.
Drei-Komponenten-Porträt
Edding-Stifte und Acryl auf Karton - mit diesen Mitteln schuf Willfried Kassner dieses Selbstporträt mit Düsenjäger. Seine Bilder leben von den speziellen Kassner-Farben, die sein Werk durchziehen wie ein festgelegtes Corporate Design. Alle seine Farben sind Mischungen. Kassner bevorzugt starke Motive. Technik, Schiffe, Flugzeuge, Raketen, Feuerwerk.
Punktlandung
Martin Voßwinkel, 1963 in Erlangen geboren, ist ein vielfach ausgezeichneter Künstler, an den mehrfach Stipendien vergeben wurden. Vosswinkel begann seine künstlerische Arbeit mit sogenannten Land-Art-Projekten. Heute leitet er die Bildnerische Werkstatt der Rothenburger Werke. Seine Komposition "Punktlandung" besteht aus Acryl, Tusche und drei Lagen Acrylglas, mit denen er Tiefenwirkung erzeugt.
70 Gesichter
70 Mal ein und dasselbe Gesicht, 70 Selbstporträts von Stephan Kramer (1949-2015). In diesem Mammut-Werk hat sich der psychisch kranke Künstler mit der "Bändigung der Dämonen" seines Lebens auseinandergesetzt. Als er 1979 einen Farbkasten geschenkt bekam, begann er zu malen. Er malte schnell viel und expressiv. Auch nach seinem Tod werden immer wieder Bilder in Ausstellungen gezeigt.
Zwei hölzerne Brüder
Boleslaw Jankowski versteht es aus jedem Material Kunst zu machen – sogar aus Teerpappe und Gipskarton. Er erschafft dreidimensionale Materialbilder, er malt, fertigt Druckgrafiken und Skulpturen. Hier die Holzskulptur "2 Brüder". Jankowski arbeitet seit 1992 im Blaumeier-Atelier Bremen.
Barrieren für den Rollstuhlfahrer
Florian Schmerer besucht regelmäßig das Offene Atelier Amos in Kassel. In der Berufsschule zeichnete er begeistert Stromlaufpläne, Gebäude und Apparate. Im Beruf gehörten das Lesen, Verändern und Umsetzen von technischen Zeichnungen zum Alltag. Heute ist er täglich mit dem Rollstuhl unterwegs, setzt seine Eindrücke im Atelier in Kunst um. Das Bild "Stolpersteine" zeigt Probleme seines Lebens.
Meisterschülerin mit russischen Wurzeln
Schanna Saranzew wurde 1976 in Russland geboren und lebt heute in Bielefeld. Sie ist im Künstlerhaus Lydda in Bethel aktiv. Dort war sie 2012 Meisterschülerin. Sie begann mit kleinen Zeichnungen. Heute füllen ihre Bilder große Leinwände. Immer wieder taucht in ihren Gemälden das Motiv Mutter und Kind auf. Inspirieren lässt sie sich auch von klassischen russischen Symbolen.
Neun mal einer
Mustaphaa El Ayachi ist 1977 im spanischen Malaga geboren. Geistig und körperlich behindert, besticht er dennoch durch ein beständiges und hohes künstlerische Niveau. Seine Bilder entstehen sehr schnell und spontan aus dem Unterbewussten heraus. Sie wurden bereits häufig in Schauen gezeigt. Diese neun Porträts zeigen den quirligen, unruhigen Künstler und wurden in dieser Form ihrerseits zu Kunst.
Bunte Zugabe
Dies ist eine Arbeit von Jürgen Rudy, die offiziell nicht zu den Exponaten der Ausstellung "Kunst trotz(t) Handicap" gehört. Für die hohen und kahlen Wände der documenta-Halle hat der Künstler ein zweiteiliges, insgesamt rund 8 x 4 Meter großes buntes Blickobjekt aus Wolle gestrickt. In monatelanger Arbeit schuf Rudy diese amorphe Form. Ein Aufwand, der sich gelohnt hat.