Kunstmuseum Moritzburg: Die Magie des Augenblicks
Bislang bekamen Museumsbesucher in Halle an der Saale bedeutende deutsche Expressionisten zu sehen. Nun werden deren Wegbereiter gezeigt: französische Postimpressionisten der renommierten Sammlung Hahnloser-Bühler.
Vieldeutige Beziehung
Das monumentale Gemälde von 1913 stellt einiges auf den Kopf: Angelehnt an Édouard Manets "Olympia" wird hier die schwarze Frau nicht als Dienerin ihres weißen Gegenübers, sondern als selbstbewusste Betrachterin dargestellt. Der in der Schweiz geborene französische Maler und Schriftsteller Félix Valloton zeigt einen modernen, unvermittelten Blick auf dieses ungewöhnliche Frauenpaar.
Gemalte Freunde
Diese Portraits von Hedy und Arthur Hahnloser-Bühler sind weit mehr als Auftragsarbeiten. 1908 besuchte das Paar den Maler Félix Valloton in seinem Pariser Atelier, woraufhin sich eine tiefe Freundschaft entwickelte. Hedy Hahnloser-Bühler förderte den Maler mit mutigen Käufen seiner provozierenden Gemälde, Valloton führte das Sammlerpaar in die Pariser Kunstkreise ein.
Prophetische Künstler
1888 gründeten rebellische Kunststudenten die Gruppe Les Nabis (hebräisch: Propheten), die sich in Malerei, Drucktechniken und Illustrationen ausprobierte. Ihr gehörte neben Valloton unter anderem Edouard Vuillard an. Der bedeutende Grafiker Vuillard schuf zahlreiche Lithografien, die das einfache Milieu sowie die Pariser Wirklichkeit der Zeit widerspiegeln. Hier: "Die beiden Schwägerinnen".
Reale Traumwelten
Die Postimpressionisten malten farbintensiv. Sie stellen jedoch nicht wie ihre Vorgänger die getreue Abbildung der Umgebung, sondern deren Wahrnehmung in den Vordergrund. "Der Nationalfeiertag in Le Havre" von Albert Marquet zeigt eine reduzierte und zugleich traumhafte Welt. Marquet war eng mit Matisse gefreundet - sie gelten als Begründer des Fauvismus.
Verwischte Grenzen
Das Fenster ist geöffnet, die Strukturen von Zimmer und Strandpromenade verschwimmen. In Henri Matisses Bildwelt sind die Farben flächig und ornamental, die Formen und Linien von allen Normen befreit. Viele seiner Bilder galten damals als Provokation. Auch der von ihm mitgegründete Fauvismus, abgeleitet von "fauves" (deutsch: wilde Tiere), erregte die Gemüter.
Provence neu gedacht
Bis 1882 malte Paul Cézanne noch impressionistische Gemälde von der Landschaft in der Provence. 1883-1885 deutete er die Landschaft neu: Die naturgemäße Darstellung spielte keine Rolle mehr, die eigene Komposition und Interpretation rückt in den Vordergrund. Cézanne entwickelte seinen eigenen Stil stetig weiter und wurde zu einem wegweisenden Künstler der Moderne.
Samen für kommende Künstlergenerationen
Natürlich darf auch Vincent van Gogh nicht fehlen. Sein Bild "Der Sämann" ist Teil der Ausstellung "Magie des Augenblicks" im Kunstmuseum Moritzburg, gemeinsam mit insgesamt 150 weiteren Werken der Sammlung Hahnloser-Bühler. Van Gogh hielt sich viele Jahre in Frankreich auf, lernte in Paris zunächst den Impressionimus kennen, um sich später im südfranzösischen Arles von ihm wieder zu lösen.