Hitlers Kunstpolitik: "Artige Kunst" in Rostock
27. April 2017Wie sahen Hitlers Lieblingsbilder aus? Diese Frage beantwortet die Ausstellung "Artige Kunst. Kunst und Politik im Nationalsozialismus". Vor allem aber nimmt sie sich kritisch die nationalsozialistische Kunstpolitik vor: So setzt die Schau die von Nationalsozialisten beauftragten und geförderten Werke mit "entarteter Kunst" in Kontext. Dazu zählen beispielsweise Werke von Künstlern wie Felix Nussbaum, Otto Dix und George Grosz, die von den Nationalsozialisten verfolgt und verfemt wurden.
Die Ausstellung wurde von der Stiftung Situation Kunst und damit maßgeblich vom Bochumer Galeristen Alexander von Berswordt-Wallrabe entwickelt. Die Kunsthalle Rostock ist nun die zweite Station der Wanderausstellung, die ihre Premiere im Museum unter Tage in Bochum zu sehen war. Im Interview mit DW sagte von Berswordt-Wallrabe zu der hiesigen Schau: "Rostock ist eine wichtige Station, denn dort gibt es rechte Entwicklungen, Stimmungen, und der Museumsdirektor ist sehr engagiert." Anschließend wird die Schau ab Juli 2017 in Regensburg gezeigt.
In der Ausstellung wird deutlich, dass den meisten der als "artige Kunst" bezeichneten Werke der kritische Anspruch ebenso der humanistische fehlt: Da werden ländlich-familiäre Idyllen heraufbeschworen, Sportler bei der körperlichen Ertüchtigung gezeigt, Bauprojekte des sogenannten "Tausendjährigen Reichs" illustriert oder mythologisch inspirierte Szenen ins Bild gesetzt.
Die Diskussion, wie man mit den Werken regimetreuer Künstler der NS-Zeit umgeht, wird schon seit Jahrzehnten geführt. Dabei wurde immer wieder die Frage gestellt, ob man sie nicht einer kritischen Betrachtung zugänglich machen solle. Die Rostocker Ausstellung zeigt den Besuchern deutlich den historischen Kontext: Diese Werke entstanden zeitgleich zu einer brutalen Verfolgung ganzer Bevölkerungsgruppen und während Millionen Menschen in Konzentrationslagern ermordet wurden. Vor diesem Hintergrund werde die "innere Falschheit" der Werke sichtbar, als die sie der deutsche Kunsthistoriker Max Imdahl (1925 - 1988) beschrieb. Diesem Geist sei die Ausstellung verpflichtet, führt Galerist von Berswordt-Wallrabe aus, der mit Kunsthistoriker gut befreundet war: "Max Imdahl hat sie in einem Text 'Unkunst' genannt. Das scheint mir der richtige Begriff. Es geht nicht um gute oder schlechte Kunst, es geht um Kunst oder 'Unkunst'."