1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Kurden vertreiben IS-Terrormiliz aus Kobane

26. Januar 2015

Mehr als vier Monate haben die Kurden Kobane gegen die IS-Terrormiliz verteidigt. Ihr Kampf wurde zum Symbol für den Widerstand gegen die Dschihadisten. Nun ist die Stadt befreit. Doch die USA dämpfen die Euphorie.

https://p.dw.com/p/1EQbB
Kurdische Einheiten feiern die Rückeroberung der nordsyrischen Stadt Kobane (Foto: EPA/STR)
Bild: picture-alliance/dpa/Str

Kurdische Kämpfer (Artikelbild) haben nach Angaben von Aktivisten die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) aus Kobane, auch als Ayn al-Arab bekannt, vertrieben und praktisch die gesamte Stadt an der Grenze Syriens zur Türkei befreit. Kurdische Einheiten hätten mittlerweile 90 Prozent Kobanes unter ihre Kontrolle gebracht, teilte die in London ansässige Syrische Beoabachtungsstelle für Menschenrechte weiter mit. Ein Kurdensprecher sagte der Deutschen Presse-Agentur, es gebe nur noch wenige kleine Widerstandsnester des IS. Sie würden bald besiegt sein. An diesem Dienstag werde die Befreiung Kobanes offiziell verkündet.

Zurückhaltung aus den USA

Nach Einschätzung der USA ist der Kampf um die nordsyrische Stadt allerdings noch nicht gewonnen. "Kobane bleibt umkämpft" sagte die Sprecherin im US-Außenministerium, Jen Psaki. Nach Angaben des US-Militärs kontrollieren die kurdischen Einheiten etwa 70 Prozent der Stadt. "Der Kampf ist noch nicht gewonnen", sagte ein Armee-Sprecher. Die verbündeten Einheiten hätten inzwischen aber das Momentum auf ihrer Seite. Nach wie vor beherrschen IS-Milizen allerdings das komplette Umland um Kobane.

Schwere Kämpfe - live im TV

Der IS, der im September große Teile Syriens und Irak unter seine Kontrolle gebracht hat, hatte im Herbst eine Offensive zur Einnahme der Stadt gestartet. Die erbitterten Kämpfe spielten sich wochenlang vor den Augen der Weltöffentlichkeit ab, da die Kameras zahlreicher Fernsehstationen direkt an der türkischen Grenze Bilder der Gefechte übertrugen. Auf internationalen Druck erlaubte die Türkei die Verlegung kurdischer Peschmergas aus dem Irak über ihr Staatsgebiet nach Kobane, um die Verteidiger der Stadt zu unterstützen.

Zerstörungen durch die Kämpfe in Kobane (Foto: DW/Hermione Gee)
Zerstörungen durch die Kämpfe in KobaneBild: DW/H. Gee

Unterstützung durch US-Luftwaffe

Zeitweise hatte der IS mehr als die Hälfte der Stadt eingenommen. Doch mit Unterstützung durch die Luftangriffe der USA und ihrer arabischen Verbündeten auf Stellungen der Terrormiliz gelang es den kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG), die Extremisten nach und nach zurückzudrängen. IS-Kämpfer kontrollieren derzeit aber noch das Umland Kobanes.

Nach Angaben der Beobachtungsstelle für Menschenrechte von Mitte Januar wurden seit Ausbruch der Kämpfe um die Stadt mehr als 1600 Menschen getötet. Aus Seiten des IS habe es fast 1100 Tote gegeben. Außerdem seien etwa 460 kurdische Kämpfer und 21 mit ihnen verbündete Rebellen gefallen. Zudem seien auch 32 Zivilisten ums Leben gekommen. Die tatsächliche Zahl der Toten dürfte jedoch noch höher liegen, so die Menschenrechtler am 16. Januar weiter. Mehr als die Hälfte der Kobanes sei in den Kämpfen zerstört worden, sagte der Verteidigungsminister der Stadt, Ismet Hassan. Die Stadt sei von Wasser und Strom abgeschnitten.

Neues Flüchtlingscamp in der Türkei

Unterdessen hat die Türkei ihr bisher größtes Lager für Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien in der südöstlichen Stadt Suruc eröffnet. Das Camp habe Platz für 35.000 Menschen, teilte ein Sprecher der türkischen Katastrophenschutzbehörde der Deutschen Presse-Agentur mit. Insgesamt hat die Türkei nach Regierungsangaben rund 1,6 Millionen Flüchtlinge aus dem Nachbarland aufgenommen.

sp/wl/kle (rtrm, afp, dpa)