Kuss-Eklat: FIFA suspendiert Rubiales
26. August 2023Die Disziplinarkommission des Fußball-Weltverbandes FIFA hat nach eigenen Angaben den spanischen Verbandsboss Luis Rubiales wegen des Kuss-Skandals nach dem WM-Finale der Frauen suspendiert. Rubiales ist damit für alle fußballbezogenen Aktivitäten auf nationaler und internationaler Ebene gesperrt.
Die Sperre gilt vorläufig für 90 Tage, abhängig vom Disziplinarverfahren, das die FIFA am Donnerstag eingeleitet hatte. Gleichzeitig ordnete der Weltverband an, dass der Funktionär weder persönlich noch durch eine dritte Person Kontakt zu Nationalspielerin Jennifer Hermoso oder ihrem direkten Umfeld aufnehmen darf. Gleiches gelte auch für den spanischen Verband RFEF und dessen Funktionäre sowie Mitarbeiter.
Rubiales hatte am vergangenen Sonntag bei der Siegerehrung der spanischen Weltmeisterinnen in Sydney die Spielerin Jennifer Hermoso ungefragt auf den Mund geküsst. Der 46-Jährige war anschließend immer stärker unter Druck geraten, viele hatten seinen Rücktritt gefordert.
Am Freitag war deshalb bei einer Krisensitzung des Fußballverbandes ein Rücktritt von Rubiales erwartet worden. Dieser verweigerte den Schritt jedoch. In seiner heftig kritisierten Rede inszenierte er sich als Opfer einer Hetzjagd.
Die FIFA-Disziplinarkommission prüft in ihrem Verfahren einen Verstoß Rubiales' gegen Artikel 13 des eigenen Reglements, der mit "Beleidigendes Verhalten und Verstöße gegen die Grundsätze des Fairplay" überschrieben ist.
Verband droht Hermoso mit Klage
Der spanische Fußballverband RFEF bezichtigte Jennifer Hermoso derweil der Lüge und drohte ihr mit rechtlichen Schritten. In einer Erklärung bezeichnete der Verband die Darstellung der Spielerin als Lüge, wonach der Kuss des umstrittenen Präsidenten auf ihren Mund bei der Siegerehrung in Sydney nicht in beiderseitigem Einvernehmen erfolgt sei.
Um dies zu untermauern, veröffentlichte der Verband vier Fotos, die belegen sollten, Hermoso habe Rubiales im Überschwang des Jubels hochgehoben, ihn an sich gezogen und dem Kuss zugestimmt.
Hermoso hatte zuvor in einer Mitteilung der Spielerinnengewerkschaft FutPro bekräftigt, sie habe in den Kuss auf keinen Fall eingewilligt. "Ich fühlte mich verletzlich und als Opfer einer Aggression, eines impulsiven Verhaltens eines Machos - fehl am Platz und ohne meine Zustimmung", hieß es in der Mitteilung.
Der Verband betonte, die veröffentlichten Fotos entlarvten diese "Lügen", die "entweder im Namen der Spielerin oder von ihr selbst" verbreitet worden seien. Dagegen würden der Verband und Rubiales gerichtlich vorgehen.
Trainer-Team der spanischen Weltmeisterinnen tritt ab
Im Kuss-Skandal hat fast das gesamte Trainerteam der spanischen Weltmeisterinnen aus Solidarität mit der Spielerin Jennifer Hermoso seinen Rücktritt erklärt. Cheftrainer Jorde Vilda, der bisher fest zum umstrittenen und vom Weltverband FIFA vorläufig suspendierten Verbandschef Rubiales steht, verlor damit sein gesamtes Team, wie die spanische Zeitung "Mundo Deportivo" und andere Medien berichteten. Auch Trainer und Trainerinnen von Jugendmannschaften hätten sich dem Schritt angeschlossen, darunter auch die für die Mannschaften der U19 und U17 zuständigen Sonia Bermúdez und Kenio Gonzalo. In einer Erklärung, die den Zeitungen vorlag, kritisierten die Unterzeichnenden das Verhalten von Rubiales.
uh/jj (dpa, sid)