Kämpfe in Homs
6. Juli 2013Syrische Regierungstruppen sind in der umkämpften Stadt Homs nach offiziellen Angaben weiter gegen die Rebellen vorgerückt. Das syrische Fernsehen berichtete, die Armee habe am Rand des bisher von Rebellen gehaltenen Stadtteils Chalidije wichtige Gebäude erobert. Die staatliche Nachrichtenagentur Sana meldete, auch in anderen Vierteln der belagerten und heftig umkämpften Stadt sei es zu Operationen des Militärs gekommen. Dabei seien eine Anzahl "Terroristen" getötet oder verwundet worden.
Die Vereinten Nationen äußerten sich bereits am Freitag sehr besorgt über das Schicksal Tausender syrischer Zivilisten, die in der Stadt Homs festsitzen. Seit mehr als einer Woche läuft jetzt die Offensive der Truppen von Präsident Baschar al-Assad gegen die Rebellenbastion, offensichtlich wieder unterstützt von der libanesischen Hisbollah und regierungsfreundlichen Milizen.
Hilflose Helfer
Die vermutlich 2500 bis 4000 Eingeschlossenen müssten die Stadt verlassen dürfen ohne Angst vor Verfolgung oder Gewalt, forderte der Sprecher des UN-Menschenrechtskommissariats, Rupert Colville, von den Kriegsparteien. Hilfsorganisationen müssten zudem ungehinderten Zugang zu der Region erhalten. Gleichzeitig wurde die ganze Ohnmacht der UN im Bürgerkrieg wieder deutlich: Die Initiative zu einem Aufruf des UN-Sicherheitsrats zur Hilfe für die Zivilbevölkerung wurde erneut von Russland blockiert, nach tagelangen Debatten.
Laut Aktivisten mangelt es in den umkämpften Gebieten erheblich an Lebensmitteln, Wasser, Medizin, Strom und Benzin. Einige Stadtviertel liegen unter heftigem Beschuss.
Sollten die Regierungstruppen die drittgrößte Stadt des Landes erobern, würden sie einen Korridor quer durch Syrien von Damaskus bis zu den Assad-Hochburgen an der Mittelmeerküste beherrschen. Die Verbindung zwischen von Rebellen gehaltenen Gebieten im Norden und im Süden würden gekappt.
Sollten Assad und seine Verbündeten Homs erobern, könnten Verhandlungen über eine politische Lösung hinfällig werden, sagte der Sprecher des Oppositionsbündnisses "Syrische Nationale Koalition" (SNC), Khaled Saleh, zum Auftakt eines zweitägigen Treffens in Istanbul. Den Familien von zehntausenden getöteten Syrern könne dann nur noch schwer erklärt werden, "warum wir mit einem Regime verhandeln, dass keine politische Lösung, sondern nur immer mehr Syrer töten will".
Opposition tief gespalten
Die SNC begann in Istanbul mit der Suche nach einem neuen Vorsitzenden. Der Neue soll Interimspräsident Georges Sabra ablösen. Der hatte das Amt übergangsweise übernommen, nachdem der damalige Chef Moas al-Chatib im März infolge von Differenzen an der Spitze des Bündnisses zurückgetreten war.
Die tiefe Zerstrittenenheit der Opposition erschwert auch die Organisation einer internationalen Friedenskonferenz zu Syrien. An der in Genf geplanten Konferenz will die Koalition nur teilnehmen, wenn die syrische Führung unter Assad sich nicht länger auf die Unterstützung durch den Iran und die Hisbollah im Libanon stützen kann.
SC/gmf/as (rtr, afp, APE)