Köln im Papst-Fieber
18. August 2005Nach seiner Landung bei strahlendem aber windigem Sommerwetter auf dem Flughafen Köln/Bonn wurde er von Bundespräsident Horst Köhler und Bundeskanzler Gerhard Schröder empfangen. Zahlreiche Jugendliche feierten den Papst schon am Flughafen mit La-Ola-Wellen und "Be-ne-detto"-Sprechchören. Bundespräsident Köhler begrüßte Benedikt XVI. mit den Worten "Heiliger Vater, willkommen in der Heimat, willkommen in Deutschland". Das Staatsoberhaupt würdigte den Papst als moralische Autorität weit über seine Kirche hinaus und bezeichnete den Weltjugendtag als Zeichen der Hoffnung angesichts von Terror und Gewalt.
Benedikt hob in seiner ersten Auslands-Ansprache die Bedeutung des ökumenischen Programms des Weltjugendtages hervor. Die geplanten Begegnungen mit Vertretern anderer Kirchen und Religionen seien wichtige Begegnungen im gemeinsamen Einsatz zur Errichtung einer gerechten und brüderlichen Zukunft, sagte er auf dem Flugfeld.
Aufruf zum Glauben
Am Nachmittag fuhr der Papst auf einem Rheinschiff zu einer großen Uferwiese im Süden der Stadt. Dort rief er die Pilger in einer abwechselnd auf Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch gehaltenen Rede zum Glauben auf. Nur in der Freundschaft zu Christus erschlössen sich die großen Möglichkeiten des Menschseins, betonte der Papst. Er lud die Zuhörer ein, sich "rückhaltlos dem Dienst Christi zu widmen, koste es, was es wolle".
An Bord des Papst-Schiffes befanden sich rund 200 ausgewählte Jugendliche aus allen Erdteilen in ihren Landestrachten und zahlreiche Fahnenträger. Begleitet wurde das Schiff von fünf Booten, die symbolisch für die fünf Kontinente stehen. Das Flussufer längs des rund fünf Kilometer langen Schiffsweges vor dem Stadt-Panorama wurde von einer unübersehbaren Menschenmasse gesäumt.
Gebet am Schrein der heiligen Drei Könige
Am Abend begrüßte der Kölner Oberbürgermeister Fritz Schramma den Papst, der sich unter freiem Himmel ins goldene Buch der Stadt eintrug. Im Anschluss ging er durch die begeisterte Menge zum Dom hinauf. Jugendliche führten die Prozession mit dem Weltjugendtagskreuz und der Marienikone an, die der verstorbene Papst Johannes Paul II. der Jugend der Welt übergeben hatte. Einen kleinen Teil des Weges zur Kathedrale legte der Papst im gepanzerten Papamobil zurück, begleitet vom Kölner Kardinal Joachim Meisner.
Unter dem Jubel tausender Jugendlicher auf der Domplatte zog Papst Benedikt durch das Hauptportal in das gotische Gotteshaus. In der leer geräumten Kathedrale segnete er behinderte Jugendliche. Dann kniete er am Schrein der heiligen drei Könige zum Gebet nieder, für das er sich mehrere Minuten Zeit nahm. Danach setzte sich Benedikt XVI. auf einen Platz im Chorgestühl, weil jeder Pontifex seit dem Mittelalter Mitglied des Domkapitels ist. In der Krypta besuchte Benedikt XVI. die Gräber der früheren Kölner Kardinäle Josef Frings und Joseph Höffner, um dann auf dem Roncalliplatz eine Ansprache zu halten. Er liebe den Witz und die Intelligenz der Kölner, aber auch die fröhliche Gläubigkeit der Kölner Katholiken, sagte der Papst auf dem Platz vor dem Dom. Er fühle sich in der Stadt zu Hause.
Pilgerfahrt durch die Innenstadt
Nach dem Besuch im Dom unternahm Benedikt XVI. im Papamobil eine Pilgerfahrt durch die Innenstadt. Zielpunkt war das Erzbischöfliche Haus, wo der Papst während des Weltjugendtags wohnt. In der Kölner Innenstadt drängten sich am Abend nach Angaben der Organisatoren weit mehr als hunderttausend Pilger, die einen Blick auf den Papst erhaschen wollten.
Benedikt XVI. bleibt bis Sonntag (21.8.) in Deutschland. Zum Abschluss seines Besuches hält er auf dem Marienfeld bei Köln eine Heilige Messe, zu der etwa 800.000 Menschen erwartet werden. (wga)