Kölner Kardinal Woelki bietet Rücktritt an
2. März 2022Allem Druck von Kritikern und Kirchenvolk zum Trotz ist der umstrittene Kardinal Rainer Maria Woelki aus seiner geistlichen Auszeit in sein Amt als Kölner Erzbischof zurückgekehrt. In einem Brief an die Gläubigen des größten deutschen Bistums bat Woelki um eine zweite Chance. Er wolle noch einmal einen Neuanfang wagen: "Hierzu bitte ich Sie um Ihre Offenheit, Ihre Geduld, darum, dass Sie mir, nein, uns noch eine Chance geben."
Woelki kehrte auf Anordnung des Papstes nach Köln zurück. Franziskus liegt die Bitte des Kardinals vor, ihn von seinen Ämtern zu entheben – und werde "zu gegebener Zeit" darüber entscheiden, heißt es aus dem Erzbistum.
"Wir glauben euch nicht mehr!"
Vor allem wegen seines Umgangs mit der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche, aber auch wegen seiner reformfeindlichen Haltung wird Woelki seit längerem heftig kritisiert. Neun von zehn Kölner Katholiken würden den Rücktritt des Kardinals fordern, heißt es in Umfragen. Die Zahl der Kirchenaustritte in Köln ist in nie zuvor gekannte Höhen geschnellt. Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller sieht den 65-jährigen als "Erzbischof auf Abruf". Eine "unendliche Geschichte" werde ohne Not "in die nächste Schleife geschickt mit offenem Ausgang", sagte Schüller dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND): "Ich sehe keine Basis für einen Neuanfang und würde mir wünschen, dass Papst Franziskus den Ernst der Lage erkennt und so schnell als möglich auf die Bereitschaft des Kardinals zum Rücktritt reagiert."
Vor dem Kölner Dom folgten rund 300 Menschen einem Aufruf der Reforminitiative "Maria 2.0" und demonstrierten gegen Missbrauch und Vertuschung in der katholischen Kirche. Sie trugen Transparente mit Aufschriften wie "Weg mit dem Männerklüngel" und "Wir glauben euch nicht mehr!"
rb/nob (AFP, dpa, epd, KNA)