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Können sich Opec-Länder noch einigen?

27. September 2016

Dank Fracking sind die USA zu einem der größten Ölexporteure der Welt aufgestiegen. Doch diese Ölschwemme führte mit zum Preissturz. Nun treffen sich die Opec-Länder, um über Fördergrenzen zu diskutieren.

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Iran 21. Internationale Erdöl, Erdgas, Petrochemie Messe
Bild: Isna

Vertreter der Opec-Länder wollen sich am Dienstag und Mittwoch in der algerischen Hauptstadt Algier am Rande eines Energieforums treffen. Ziel ist es, die Abwärtsspirale in der Preisentwicklung stoppen, unter der die Länder seit Mitte 2014 leiden. Der Trend hat sich aus Opec-Sicht seither etwas entspannt - im langjährigen Vergleich ist Erdöl aber immer noch günstig, was die Einnahmen der Förderer drückt. Auch ein zeitweiser Förderstopp oder eine Förderbeschränkung steht bei dem Treffen im Raum. Doch die Mitgliedsstaaten der Opec (Organisation erdölexportierender Länder) sind politisch zerstritten.

Macht der Opec

Die Opec wurde 1960 in Bagdad von Saudi-Arabien, dem Iran, dem Irak, Kuwait und Venezuela gegründet. Ziel war es, die heimischen Ölquellen selbst zu kontrollieren anstatt sie den privaten, oft westlich dominierten Ölkonzernen zu überlassen. Dazu gehörten auch Förderabsprachen, um den Ölpreis zu beeinflussen und sich stabile Gewinne zu sichern. Heute hat das Ölkartell 13 Mitgliedsländer. Der wichtige Produzent Russland gehört nicht dazu.

USA Fracking Bohrstelle Bohrung Colorado, Foto: picture-alliance/dpa
Fracking-Anlage in den USABild: picture-alliance/dpa/B. Linsley

Die Mitgliedstaaten der Opec-Länder liefern weltweit etwa ein Drittel des Rohöls und besitzen rund drei Viertel der bekannten Reserven. In den vergangenen Jahren hat das Kartell etwas an Einfluss verloren, weil die USA neue Förderquellen mit der Fracking-Technologie erschlossen haben. Es bleibt international aber eine mächtige Produzentengruppe.

Hintergrund des Preisverfalls

In den Jahren 2011 bis 2014 strichen die ölproduzierenden Länder satte Gewinne ein. Im Schnitt lagen die Preise für die verschiedenen Sorten Öl jenseits der Marke von 100 US-Dollar pro Barrel (je 159 Liter). Dann erlebten die USA aber einen regelrechten Ölboom und überholten sogar Saudi-Arabien als größten Ölproduzenten weltweit. Die Folge: Wegen des Überangebotes an Öl sanken die Preise. Hinzu kam eine schwächelnde Wirtschaft in China, so dass gleichzeitig die Nachfrage sank.

Reaktion der ölexportierenden Länder

Vor allem die großen Marktführer wie Russland, Iran und besonders Saudi-Arabien befeuerten diese Entwicklung nachhaltig, denn statt die Fördermengen zu kappen, überschwemmten sie den Markt geradezu mit billigem Öl und fachten den Preiskampf dadurch weiter an.

Die Strategie dahinter war klar: Die USA kletterten besonders durch den weiten Einsatz der umstrittenen Fracking-Methode an die Spitze, weil plötzlich Ressourcen erschlossen werden konnten, die zuvor unerreichbar waren. Mit der Ölschwemme und damit einhergehenden niedrigen Preisen versuchten die bisherigen Marktführer aus dem Nahen Osten, die aufstrebenden amerikanischen Firmen wieder aus dem Markt zu drängen. Denn die Ölförderung durch Fracking kostet.

Auswirkungen der niedrigen Ölpreise

Vor allem für Deutschland und die Europäische Union waren die niedrigen Preise ein Segen und geradezu ein Konjunkturprogramm. Nach Angaben des Statistikamtes der EU, Eurostat, zahlten Verbraucher im Frühjahr dieses Jahres etwa acht Prozent weniger für Energie und Benzin als noch im Vorjahreszeitraum.

Auf der anderen Seite kämpfen die ölproduzierenden Länder mit dem niedrigen Preis, besonders wenn sich ein Großteil ihres Staatshaushaltes auf die Einnahmen aus dem Ölmarkt stützt. Algeriens Energieminister Noureddine Boutarfa machte kurz vor dem informellen Treffen der Opec-Staaten in Algier deutlich, dass ein Preis von im Schnitt unter 50 US-Dollar pro Barrel Öl nicht tragbar sei und den Markt und die Versorgungssicherheit mittel- und langfristig gefährde.

Findet jetzt ein Umdenken statt?

Experten sehen vor allem bei der Opec-Führungsmacht Saudi-Arabien ein Umdenken: "Saudi-Arabien ist mittlerweile in einer Position, in der sie diese Öl-Schwemme selbst nicht mehr durchhalten, weil es auch an ihre eigenen Reserven geht", sagt Professor Manuel Frondel, Leiter des Bereichs "Umwelt und Ressourcen" vom Leibnitz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen. "Ich gehe also davon aus, dass man sich demnächst einigen wird, und die Preise dann wieder ein bisschen ansteigen."

Schwierigkeiten bei einer Einigung

Erdölraffinerie Abadan in Iran
Erdölraffinerie in Abadan in IranBild: Shana

Allerdings fuhr der Iran, nachdem die Sanktionen gegen das Land aufgehoben worden waren, noch Anfang des Jahres seine Ölproduktion weiter hoch. Dennoch bestehen große Hoffnungen, dass sich die Opec-Staaten untereinander und auch mit Russland einigen werden. Bereits Mitte September hatte Venezuelas Staatspräsident Nicolás Maduro verkündet, man sei kurz vor einer Einigung.

Insgesamt sind sich die Opec-Staaten uneins über eine gemeinsame Strategie, zumal zu den wirtschaftlichen Differenzen auch politischer Streit hinzukommt. Vor allem Saudi-Arabien und Iran, die eine wichtige Rolle innerhalb des Kartells einnehmen, sind zerstritten und unterstützen beispielsweise im Krieg in Syrien unterschiedliche Seiten. Das sunnitische Saudi-Arabien befürchtet einen wachsenden Einfluss des überwiegend schiitischen Irans in der Golf-Region.

Bereits mehrfach hatten die Opec-Staaten zuletzt versucht, eine Deckelung der Fördermenge zu besprechen. Bislang scheiterten die Gespräche jedoch immer. Da mittlerweile aber auch Länder wie Saudi-Arabien und Russland die niedrigen Preise nicht mehr gut verkraften, gehen Experten davon aus, dass sich die Länder bald einigen könnten. Dann könnte aus dem informellen Treffen in Algier auch spontan eine offizielle Sitzung werden.

iw/rw (dpa)