Künstlerkollektiv besetzt Volksbühne
22. September 2017Mitglieder der Aktivistengruppe "Staub zu Glitzer" haben die Türen der Berliner Volksbühne aufgebrochen und das Theaterhaus am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin besetzt. Laut dem "Tagesspiegel" waren sie mit Schlafsäcken und Rucksäcken ausgestattet.
Auf ihrer Facebook-Seite teilte die Gruppe mit: "In einer gewaltigen transmedialen Theaterinszenierung haben soeben hunderte von Menschen das Gebäude der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz betreten. Vor Ort erschaffen sie etwas nie Dagewesenes". Vor das Theater hängten sie ein Transparent mit dem Schriftzug "Doch Kunst" und verschlossen einige Türen des Gebäudes mit Ketten und Schlössern. Die Gruppe will für zunächst drei Monate in der Volksbühne bleiben und ein eigenes Programm erstellen.
Monatelanger Streit
An dem renommierten Theater schwelt seit dem Weggang des langjährigen Intendanten Frank Castorf ein Streit um den Kurs seines Nachfolgers Chris Dercon. Seine Kritiker befürchten, dass die Volksbühne zu einem kommerzialisierten Eventtheater umgestaltet werden könnte.
Laut einer Sprecherin der Besetzer solle in dem Haus ein neues "Anti-Gentrifizierungszentrum" entstehen. Die Aktivisten riefen ehemalige Mitglieder der Volksbühne zum Mitmachen auf. Berlin sei in den vergangenen Jahren der "Verwertung des Kapitals" ausgesetzt worden. Den Besetzern gehe es nicht um die Personalie Chris Dercon. Der könne in der zweiten Spielstätte der Volksbühne am Tempelhofer Flughafen bleiben.
Dauerhafte Übernahme als Performance
Auf einem Flugblatt kündigte die Gruppe "Staub zu Glitzer" die "dauerhafte Übernahme des Hauses als eine darstellende Theaterperformance" an. In den kommenden drei Monaten sei ein Programm aus Gastspielen, Festivals und Tagungen geplant. Die Besetzer hätten dazu eigens einen Verein und eine Stiftung gegründet. 48 Menschen hätten die Aktion seit Monaten vorbereitet.
Die Polizei und Vertreter der Berliner Kulturverwaltung waren vor Ort. Am Samstag (23.07.2017) äußerte sich auch Volksbühnen-Intendant Chris Dercon zu der Besetzung. "Sollte die Besetzung am Montag noch andauern, sind wir gezwungen, den Probenbetrieb an der Volksbühne einzustellen." Die Kassen im Theater blieben vorerst geschlossen, erklärte das Volksbühnen-Team. Den Mitarbeitern sei die Arbeit dort unter den aktuellen Umständen nicht zuzumuten.
pj/ww (dpa)