Europäisches Hansemuseum in Lübeck eröffnet
27. Mai 2015Lübeck ist eine alte und stolze Stadt. Das Holstentor ist weltbekannt, ebenso wie das Lübecker Marzipan. Die Altstadt zählt zum Welterbe der UNESCO, sie beherbergt darüber hinaus Museen für ihre drei Nobelpreisträger, die Schriftsteller Thomas Mann und Günter Grass und den Politiker Willy Brandt. Mit dem Europäischen Hansemuseum präsentiert die Stadt an der Trave nun ein weiteres identitätsstiftendes Thema - das Erbe der Hanse. In der Hoffnung, dass noch mehr Touristen nach Lübeck kommen.
Der Museums-Neubau neben dem ehemaligen Burgkloster in der Altstadt präsentiert sich äußerlich als eine Mischung aus traditioneller Backsteinarchitektur und funktionaler Moderne. Die Ausstellung will die Geschichte der alten Handelsmacht vermitteln. So erlebt der Besucher nachgestellte historische Szenen in Nowgorod, Lübeck, Brügge, Bergen und London.
Von der Fahrgemeinschaft zur Großmacht
Die Hanse begann im 12. Jahrhundert als loser Verbund von Kaufleuten, die sich vor allem über die Ostsee ein nordeuropäisches Handelsnetz aufbauten. Dabei spielte die 1143 gegründete Stadt Lübeck mit ihrem Hafen eine herausragende Rolle. Hier löschten die sogenannten Hansekoggen ihre Waren und brachen auf zu entfernten Niederlassungen von Portugal bis nach Russland.
In der Folge wurden die Handelsinteressen immer weniger von den Kaufleuten selbst vertreten, an ihre Stelle traten die Städte. 1356 trafen sich erstmals die Abgeordneten auf einem Hansetag, um als "Dudesche Hense", also als niederdeutsche Hanse ihre wirtschaftlichen Interessen zu koordinieren. Zu ihren besten Zeiten repräsentierte die Hanse 200 Städte. Dabei profitierte der Handelsverbund vom Bevölkerungswachstum in Europa und der gestiegenen Nachfrage nach Waren und sicheren Transportwegen. Wie schlagkräftig die Hanse auftreten konnte, zeigte sie etwa, als sie 1398 eine eigene Flotte gegen Seeräuber zusammenstellte.
Eine Herausforderung für Präsentation und Inszenierung
Der Wagemut der Hansekaufleute, das Leben in der Fremde, Reichtum, Prunk und Pracht sind ebenso Themen der Ausstellung wie die Auflösung des einstigen Handelsnetzwerkes im 17. Jahrhundert. Dabei sollen Besucher die Möglichkeit haben, besondere Schlüsselereignisse der Hansegeschichte in rekonstruierten Szenen zu erkunden.
So können sie zum Beispiel nachvollziehen, wie sich ein frühes Zusammentreffen von Kaufleuten 1193 an der Newa in Nowgorod abgespielt haben könnte. Damals waren Kaufleute aus Soest, Münster, Groningen und Lübeck mit Hansekoggen in den Nordwesten Russlands gesegelt. "Alle rekonstruierten Szenen basieren auf dem gegenwärtigen Forschungsstand und wurden mit großem Aufwand historisch so getreu wie möglich nachgebildet", sagt die geschäftsführende Direktorin des Hansemuseums Lisa Kosok.
Goldfund und Stadtgeschichte
Zudem veranschaulichen zahlreiche Originalobjekte, seltene Dokumente, Gemälde und Sammlungsstücke das Leben und Arbeiten der Hansekaufleute. Zu den Besonderheiten gehören unter anderem Gold- und Silbermünzen aus dem Lübecker Münzschatz, die seit Mitte des 16. Jahrhunderts in der Hansestadt vergraben waren.
Ein besonderer Ausstellungsteil ist die archäologische Grabungsfläche auf dem Grundstück des Museums. Sie erzählt von den Anfängen der Besiedlung um das Jahr 800 sowie der Stadtgründung Lübecks. Die archäologisch wertvollen Ausgrabungen hatten die Fertigstellung des schon 2004 geplanten Museums immer wieder verzögert. Nach der Eröffnung durch Bundeskanzlerin Angela Merkel können Besucher das Europäische Hansemuseum ab dem 30. Mai für sich entdecken.