Lalibela: Christliches Zentrum und Welterbestätte
Lalibela wurde einst zu Ehren Gottes als "äthiopisches Jerusalem" errichtet. Noch heute ist die UNESCO-Welterbestätte ein wichtiges religiöses Zentrum.
Elf Kirchen in den Felsen gemeißelt
Im 13. Jahrhundert als "äthiopisches Jerusalem" erbaut, ist Lalibela heute religiöses Zentrum für die äthiopisch-orthodoxen Christen und Wallfahrtsort für Christen weltweit. Berühmt geworden ist der Ort für seine elf in den Stein gehauenen Felsenkirchen. Die bekannteste, "Bete Giyorgis", ("Haus des heiligen Georgs"), ist in Form eines griechischen Kreuzes 13 Meter tief in den Boden gemeißelt.
König Lalibela gab der Stätte ihren Namen
Der Legende nach folgte König Gebre Meskel Lalibela mit dem Kirchenbau dem Auftrag Gottes. Lalibela sollte eine neue Pilgerstätte werden, da der ohnehin schon beschwerliche Weg nach Jerusalem nach dessen Besetzung durch Saladin 1187 nicht mehr möglich war. Mit Hilfe von Engeln sollen die Kirchen in nur 40 Jahren aus den Felsen heraus gemeißelt worden sein.
Die Hüter Lalibelas - die orthodoxen Priester
Die Kirchen beherbergen kostbare Gemälde und Reliquien. Üblicherweise verfügen sie über drei Eingänge - einen für die Priester, je einen für die weiblichen und männlichen Gläubigen. Der innerste Teil der Kirchen ist mit Vorhängen verdeckt, nur die Priester haben hier Zugang. In einem hölzernen "Tabot", einer geweihten Altartafel, bewahren die Kirchen dort Replikationen der Zehn Gebote auf.
Ein steinernes Tunnelsystem
Die Pilgerstätte ist zweigeteilt: Der nördliche Teil symbolisiert das weltliche Jerusalem. Die Anordnung der dortigen sieben Kirchen stellt den gekreuzigten Jesus dar. Die Kirchen im östlichen Teil sind durch den Fluss "Jordan" getrennt und über Tunnel verbunden. Das amharische Wort für Kirche ist "Bete Christos", Haus des Christus. Die Kirchen werden daher mit dem Zusatz "Bete" bezeichnet.
Lalibela darf bei Staatsbesuchen nicht fehlen
Hier sieht man den deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier 2019 beim Besuch von "Bete Maryam", Haus der Mutter Gottes, der vermutlich ältesten Kirche Lalibelas. In ihrem Kirchhof befinden sich drei Taufbecken. Nur eines ist mit Wasser gefüllt: Ein Bad in dem neun Meter tiefen, von Algen bedeckten Wasser soll eine fruchtbare Wirkung haben.
Hunderte von orthodoxen Priestern
In Lalibela leben hunderte orthodoxe Priester. Im Gegensatz zu den römisch-katholischen Priestern dürfen sie heiraten und Familien haben. Größtenteils leben die Priester von der Landwirtschaft, die sie zusätzlich zu ihrem Priesteramt betreiben, da es in Äthiopien keine Kirchensteuer gibt.
Das Christentum spielt eine existenzielle Rolle
Bis zum Sturz des ehemaligen Kaisers Haile Selassie im Jahr 1974 war das Christentum Staatsreligion. Auch im heutigen Äthiopien spielt es nach wie vor eine wichtige Rolle: Statistiken zufolge sind rund 46 Prozent der Bevölkerung orthodoxe Christen, 35 Prozent sind Muslime und 19 Prozent Protestanten. Auf diesem Bild sieht man äthiopisch-orthodoxe Priester beim farbenfrohen Timkat-Fest.
UNESCO-Weltkulturerbe
Seit 1978 zählt Lalibela zu den UNESCO-Weltkulturerbestätten. Die elf Kirchen stellten in Ausführung, Größe, Vielfalt und Kühnheit ihrer Form eine einzigartige künstlerische Leistung dar. Zudem sei die gesamte Stadt ein außergewöhnliches Zeugnis der mittelalterlichen und nachmittelalterlichen Zivilisation Äthiopiens, heißt es in der Begründung des Komitees.
Wallfahrtsort und beliebtes Touristenziel
Lalibela ist nach wie vor ein wichtiger Wallfahrtsort für Gläubige aus der ganzen Welt. Vor der Corona-Pandemie und dem aktuellen Konflikt zwischen Rebellengruppen aus der Nachbarregion Tigray und Regierungstruppen war es zudem auch ein wichtiges touristisches Ziel, vor allem für Studienreisen. Auf diesem Bild bereiten Bewohnerinnen der Stadt Lalibela eine traditionelle Kaffeezeremonie vor.
Eine ungewisse Zukunft
Seit über einem Jahr erschüttert der Konflikt zwischen der Rebellengruppe TPLF aus der Region Tigray und den Regierungstruppen unter Premierminister Abiy Ahmed Äthiopien. Auch Lalibela wurde zweimal von den Rebellen besetzt. Unter anderem wurde der Flughafen verwüstet. Die Welterbestätte blieb bislang verschont. Wann wieder Frieden in das Land am Horn von Afrika einkehrt, ist ungewiss.