1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Lange: SPD braucht "unbelasteten" Neuanfang

22. April 2018

Sie tritt gegen die mächtige Andrea Nahles an: Simone Lange will die erste SPD-Chefin werden. Die Flensburger Oberbürgermeisterin hat keine Hausmacht in der Partei. Doch sie kann der Favoritin die Stimmung verderben.

https://p.dw.com/p/2wSYV
Deutschland Außerordentlicher Bundesparteitag der SPD
Bild: picture-alliance/dpa/B. von Jutrczenka

Simone Lange gilt als chancenlos. Dennoch wird sie die Kandidatin des Partei-Establishments heftig angreifen: Andrea Nahles habe mehrere Chancen gehabt, die SPD nach vorne zu bringen, sagte die Flensburger Oberbürgermeisterin kürzlich im SWR-Hörfunk: "Und es ist ihr nicht gelungen." Der Zeitung "Die Welt" sagte Lange, die SPD müsse "endlich aufräumen mit der Agenda-Politik", die von Teilen der Sozialdemokraten mit der Hartz-IV-Reform gleichgesetzt wird. Vor allem fordert sie einen von der großen Koalition unbelasteten Neuanfang. Die SPD habe in den letzten Jahren so viele Wahlen verloren, "weil sie ihre Arbeit immer über die große Koalition definiert hat", sagte Simone Lange der Deutschen Presse-Agentur.

Die 41-Jährige ist eine ausgewiesene Parteilinke und einzige Gegenkandidatin von Andrea Nahles, die nach dem Willen der Parteispitze als erste Vorsitzende in die 155-jährige Geschichte der SPD eingehen soll. 600 Delegierte und die 45 Mitglieder des Parteivorstandes sind an diesem Sonntag in Wiesbaden aufgerufen, den Vorsitz neu zu bestimmen. Es ist nach einem turbulenten Jahr der fünfte SPD-Parteitag in 13 Monaten. Und es ist in der Geschichte der Bundesrepublik erst die zweite Kampfkandidatur bei einem SPD-Bundesparteitag: Oskar Lafontaine hatte 1995 - unterstützt von der damaligen Juso-Chefin Nahles - den Vorsitzenden Rudolf Scharping gestürzt.

75 plus X für Nahles?

Berlin Nahles und Scholz stellen SPD-Minister vor
Die SPD-Fraktionsvorsitzende Andrea Nahles und der kommissarische SPD-Vorsitzende Olaf Scholz in der Berliner ParteizentraleBild: picture-alliance/dpa/M. Kappeler

Während der Koalitionsverhandlungen hatte sich die SPD-Führung darauf verständigt, dass Fraktionschefin Nahles den Posten des zurückgetretenen Parteichefs Martin Schulz übernehmen soll. Kommissarischer Vorsitzender ist derzeit Bundesfinanzminister Olaf Scholz. Die Parteispitze erhofft sich nun ein Aufbruchsignal. Das kann es jedoch nur mit einem starken Wahlergebnis für die neue Parteichefin geben.

In Parteikreisen wurde als Ziel für Nahles ein Ergebnis von 75 Prozent plus X genannt. Sie ist durch ihre mitunter polarisierende, den Konflikt nicht scheuende Art ohnehin kein Parteiliebling - auch nicht bei den Bürgern. 2007 erzielte sie mit 74,8 Prozent bei der Wahl zur stellvertretenden Vorsitzenden ihr bislang bestes Ergebnis.

Der Juso-Chef hat sich schon festgelegt

	Deutschland Außerordentlicher Bundesparteitag der SPD
Kevin Kühnert, Vorsitzender der Jungsozialisten (Jusos), trifft in Wiesbaden einBild: picture-alliance/dpa/B. von Jutrczenka

Lange, die ihrer Konkurrentin fehlende Basisnähe vorwirft, kann höchstens mit einem Achtungserfolg rechnen. Das allerdings würde ausreichen, um das ersehnte Bild der Geschlossenheit in der Partei zu beschädigen. So hat sich selbst die SPD-Jugend weitgehend auf die Seite von Nahles geschlagen. Juso-Chef Kevin Kühnert, der als Wortführer der Gegner einer neuen großen Koalition bekanntgeworden war, will der Chefin der SPD-Bundestagsfraktion ebenfalls seine Stimme geben. "Ich bin nicht hundertprozentig sicher, ob Andrea Nahles am Ende des Tages die Richtige sein wird." Nach langer Abwägung traue er ihr allerdings eher zu, die Partei voranzubringen.

rb/ust (afp, dpa, rtr)