Lars von Trier in Cannes rausgeworfen
19. Mai 2011Die provokanten Äußerungen und Filme des Regisseurs Lars von Trier sind nicht neu. Doch mit seinen neuesten Äußerungen hat er die Verantwortlichen des Filmfestivals in Cannes dermaßen empört, dass sie ihn am Donnerstag (19.05.2011) rausgeworfen und zur "persona non grata" erklärt haben. Von Trier ist nicht mehr in Cannes erwünscht. Es ist eine ungewöhnliche Maßnahme der Festivalleitung. Im Jahr 2000 war der Regisseur in Cannes für seinen Film "Dancer in the dark" mit der Goldenen Palme ausgezeichnet worden. Sein aktueller Film "Melancholia" darf weiter im Rennen um den Preis bleiben. Sollte er gewinnen, dürfe von Trier die Auszeichnung allerdings nicht entgegen nehmen, teilten die Organisatoren mit.
Hauptsache provokant
Grund für den Ausschluss ist von Triers Auftritt auf einer Pressekonferenz am Mittwoch. Der dänische Skandal-Filmemacher hat dort von seinen deutschen Familienwurzeln erzählt. Sein Monolog gipfelte in der bizarren Äußerung, er sei ein Nazi. "Ich verstehe Hitler", fügte von Trier hinzu. "Ich glaube, dass er ein paar schlechte Dinge gemacht hat, klar, aber ich kann ihn mir in seinem Bunker vorstellen, am Ende", sagte von Trier. Israel halte er für eine Plage und sein nächstes Filmprojekt sei ein Porno.
Die Cannes-Organisatoren verurteilten die Aussagen aufs Schärfste. Sie seien "nicht akzeptabel, nicht tolerierbar und stehen im Gegensatz zu den Idealen der Humanität und Großzügigkeit des Festivals", hieß es in einer Erklärung.
Der Widerspenstige
Der 55-jährige von Trier sorgte auch in der Vergangenheit immer wieder für Skandale - mit seinen Filmen. In der "Antichrist" verstümmelt sich Hauptdarstellerin Charlotte Gainsbourg selbst und in "Dogville" und "Breaking the waves" zeigt von Trier, wie pessimistisch er auf die menschliche Existenz hinabblickt. Über sein neuestes Werk "Melancholia" sagt er selbst: "Ein schöner Film über das Ende der Welt."
Für die meisten Experten gilt er als mutiger und innovativer Filmkünstler. Doch die Entgleisungen sind nicht nur eine eigentümliche Art des Regisseurs, mit seiner Arbeit umzugehen. Seit Jahren wird von Trier wegen seiner Depressionen behandelt. Er habe aufgehört zu trinken, sagte er nun. "Mir geht es gut." Aber die Melancholie gehöre für ihn zum Leben. "Sie ist in jeder Kunst, die ich mag", erklärte der Regisseur.
Was genau hinter seinen neuesten Äußerungen steckt - eine zufällige Entgleisung oder nur eine PR-Masche -, ist unklar. Von Trier hatte sich jedoch bereits wenige Stunden später entschuldigt. "Wenn ich jemanden durch meine Worte verletzt habe, möchte ich mich aufrichtig entschuldigen." Er sei weder antisemitisch, rassistisch, noch sei er ein Nazi.
Autor: Nicole Scherschun (dpa, dapd, afp)
Redaktion: Martin Schrader