Last Minute-Ansturm am Uluru
Der berühmteste Fels Australiens ist den Aborigines heilig. Darum darf der Uluru - alias Ayers Rock - ab Oktober nicht mehr bestiegen werden. Grund für einen nie dagewesenen Touristen-Ansturm - mit entsprechenden Folgen.
Nicht so einsamer Fels
Der Uluru liegt abgeschieden im Outback. Schon seit Jahrzehnten ein Touristen-Magnet, zieht er zur Zeit besonders viele Reisende an. Für sie ist es die letzte Gelegenheit, auf die Sandsteinformation zu klettern, die sich 350 Meter über das flache Land hebt: Ab Ende Oktober ist der Aufstieg verboten - aus Respekt vor den Ureinwohnern.
Aufstieg zum Aufgang
Viele beginnen ihren Aufstieg bereits in der Dunkelheit, um rechtzeitig zum Sonnenaufgang oben zu sein. Der gesamte Uluru-Kata-Tjuta-Nationalpark zählt zum UNESCO-Welterbe. Die Besucherzahlen im Nationalpark steigen - auch, weil es mehr Flugverbindungen gibt. 2018 kamen laut "Tourism Northern Territory" 70.000 mehr als 2017. Allerdings kletterte zuletzt nur jeder fünfte Parkbesucher auf den Uluru.
Rasanter Anstieg
Dieses Bild zeigt, wie groß der Andrang noch vor sechs Jahren war - damals fand noch jeder einen Parkplatz. Jetzt säumen Autos kilometerweit die Zufahrtstraßen, berichtet der australische Sender ABC. Menschen in der Umgebung sind empört: So manche Wohnmobil-Toilette werde samt Chemikalien in der Natur entleert. Auch die Müllberge am Fels nähmen zu.
Tourismus als Gratwanderung
Der Uluru ist für die Ureinwohner Australiens ein heiliger Ort, weshalb sie sich schon länger vom zunehmenden Touristen-Ansturm gestört fühlten. Seit die Selbstdarstellerei im Internet keine Grenzen mehr kennt, nahm der Ärger Überhand, etwa als eine Französin 2010 einen Striptease auf dem Fels hinlegte und ein Video davon hochlud - als vermeintlichen "Tribut" an die Aborigine-Kultur.
Hüter des Heiligtums
Die meisten Ureinwohner die am Uluru leben gehören zur Gruppe der Anangu. Sie setzten in jahrzehntelangen Auseinandersetzungen ihre Rechte am Uluru durch. So wurde 2002 der Name "Ayers Rock" offiziell abgeschafft, den die weißen Kolonialherren dem Fels zu Ehren eines damaligen Premierministers gegeben hatten.
Viel zu entdecken
Auch ohne Kraxeln bleibt das Angebot für Touristen groß, beruhigt die Infostelle "Tourism Northern Territory" auf DW-Anfrage: "Es gibt über 100 Touren und Aktivitäten rund um den Uluru, die nichts mit der Besteigung zu tun haben und sowohl die Natur als auch die Kultur der Aborigines respektieren." So gibt es Wanderungen, Ballonfahrten, Sternbeobachtungen und Malkurse. Und sogar Segway-Touren.
Der Fels im Großformat
In voller Pracht sieht man den größten Monolithen der Erde sowieso nur mit etwas Abstand. Nur von dort genießt man den berühmten spektakulären Anblick, wenn der Uluru in der Morgen- oder Abendsonne rot zu glühen scheint. So bekommen die Ureinwohner ihr Heiligtum zurück - und aus gebotener Entfernung kann ihn auch künftig jeder bestaunen.