1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Leben auf anderen Planeten

8. April 2013

Über Leben auf anderen Planeten und die Probleme bei bemannten Weltraumflügen ein Gespräch mit Prof. Tilman Spohn, Planetenforscher, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).

https://p.dw.com/p/18BJr

DW: Man sucht schon so lange nach Leben auf dem Mars und hat es nie gefunden. Glauben Sie, dass es irgendwann soweit ist?

Tilmann Spohn: Ich hoffe sehr, dass wir Leben finden. Am besten mit der nächsten ESA-Mission im Jahr 2018. Die ESA wird dann einen Rover auf den Mars schicken, der hoffentlich erfolgreich ist.

Sie haben also die Hoffnung, dass Sie Leben auf dem Mars mitentdecken. Was gibt den Anlass zu dieser Hoffnung?

Wir gehen davon aus, dass außerhalb der Erde Leben existieren sollte. Der Mars ist der Körper, an dem wir das am einfachsten nachweisen könnten.

Aber es könnte doch sein, dass die Lebensentstehung so besonders und selten war, dass sie nur auf der Erde stattgefunden hat.

Ja, die Erde ist sehr besonders. Aber es gibt ungeheuer viele Planeten im Universum. Man spricht von 1024 Planeten, das ist eine Eins mit 24 Nullen. Selbst wenn auf einem einzelnen Planeten nur eine winzige Wahrscheinlichkeit für Leben besteht, multipliziert mit dieser großen Anzahl Planeten ergibt sich dann doch die Folgerung, dass es außerirdisches Leben geben sollte.

Was für eine Form von Leben erwarten Sie denn auf diesen Planeten außerhalb unseres Sonnensystems?

Ich gehe von Mikroben aus. Das ist die Lebensform, die bei uns auf der Erde den größten Teil an Biomasse ausmacht. Wir schließen natürlich nicht aus, dass es auf einem Planeten höher entwickelte Lebensformen geben könnte. Aber erstmal suchen wir nach Mikroben.

Science-Fiction-Autoren geben Aliens meist ein menschenähnliches Aussehen mit Kopf, Armen und Beinen. Muss das zwangsläufig so sein?

Das ist schwer zu sagen, aber die Evolution hat uns wohl so gemacht, weil es nützlich ist, dass wir so sind. Wir haben zwei Augen, um stereo zu sehen, wir haben Arme und Beine zum Greifen und Laufen. Ich gehe davon aus, dass die Aliens ähnliche Werkzeuge haben werden. Ob das ähnlich aussehen wird wie bei uns Menschen ist eine andere Frage. Vielleicht bringt die Evolution ja noch cleverere Lösungen hervor als bei uns Menschen.

Gesucht wird immer auch nach Wasser, auch auf dem Mars wird danach gesucht. Es scheint die Voraussetzung für Leben zu sein. Doch könnte diese Sicht nicht eine rein menschliche, irdische Sicht sein? Kann man sich Leben nicht auch ohne Wasser vorstellen?

Wasser ist ein Lösungsmittel und als solches sehr wichtig für Lebewesen. Aber es ist vorstellbar, dass in Gebieten mit sehr niedrigen Temperaturen auch andere Stoffe als Lösungsmittel in Frage kämen. Der Saturnmond Titan ist so ein Beispiel. Dort sind die Temperaturen zu tief für Wasser, aber es gibt dort flüssige Kohlenwasserstoffe. Möglicherweise gibt es Organismen, die so clever sind, Kohlenwasserstoff als Lösungsmittel zu nutzen.

Könnte sich mit Kohlenwasserstoffen eine gleich große Lebensvielfalt entwickeln wie mit Wasser?

Wahrscheinlich nicht ganz so vielfältig, denn Kohlenwasserstoffe sind chemisch nicht so flexibel wie Wasser. Wir können hier wirklich nur spekulieren.

(Interview: Ingolf Baur)