Leipziger Buchpreis für die Norwegerin Åsne Seierstad
6. Dezember 2017Die norwegische Schriftstellerin Åsne Seierstad wird mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung 2018 ausgezeichnet. Überzeugt hat die fünfköpfige Jury aus Verlegern, Autoren und einer Lektorin ihr Roman "Einer von uns. Die Geschichte eines Massenmörders". Es ist eine Erzählung über den Norweger Anders Behring Breivik, der 2011 bei einem Terroranschlag in Oslo und danach auf der Insel Utøya in einem Jugendcamp 77 Menschen getötet hat. "Entstanden ist ein dokumentarischer Roman, der erhellend auf der Grenze zwischen Bericht und Erzählung, zwischen Faktischem und Vorstellungskraft balanciert und einen gewaltigen Sog entwickelt", hieß es in der Begründung der Jury.
Ihre Auseinandersetzung mit der Wahrnehmung und Gefühlswelt des Täters sowie mit den Familien der Opfer und mit den Überlebenden enthalte "allgemein Anwendbares über die bedrohliche Zeit, in der wir leben", so die Jury. Das Buch stelle Fragen über Zugehörigkeit, Gemeinschaft und die Voraussetzungen für ein "zugewandtes, würdiges Zusammenleben".
Verleihung des Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung am 14. März 2018
Åsne Seierstad arbeitet auch als Journalistin und berichtete unter anderem aus verschiedenen Kriegsgebieten. Der Preis wird der 47-Jährigen anlässlich der Eröffnung der Leipziger Buchmesse am 14. März 2018 im Leipziger Gewandhaus verliehen. Die mit 20.000 Euro dotierte Auszeichnung wurde seit 1994 vergeben und zählt zu den wichtigsten Literaturauszeichnungen in Deutschland. Im vergangenen Jahr hatte der Franzose Mathias Énard den Preis für sein Buch "Kompass" bekommen. "Einer von uns. Die Geschichte eines Massenmörders" ist 2016 in der deutschen Übersetzung von Frank Zuber und Nora Pröfrock im Verlag Kein & Aber erschienen.