1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Lemke: "Ich helfe Euch"

22. Oktober 2010

Seit 2008 arbeitet Willi Lemke, Ex-Manager des Fußball-Bundesligisten Werder Bremen, als Sonderberater des UN-Generalsekretärs für Sport. Bei einem Besuch der Deutschen Welle schilderte Lemke seine Erlebnisse.

https://p.dw.com/p/Plfw
Willi Lemke, UN-Sonderberater für Sport bei seinem Besuch im Bonner Funkhaus der Deutschen Welle. Foto: DW/Per Henriksen
Willi LemkeBild: DW

Willi Lemke ist viel auf Reisen. "Ich komme im Jahr auf rund 400.000 Flugmeilen", erzählt der "Sonderberater des UN-Generalsekretärs für Sport im Dienst von Entwicklung und Frieden" bei seinem Besuch im Bonner Funkhaus der Deutschen Welle. "260 Tage bin ich in der Regel unterwegs." Seit zweieinhalb Jahren pendelt der frühere Manager des Fußball-Bundesligisten Werder Bremen zwischen seinem Wohnsitz an der Weser, seinem Büro in Genf, dem Sitz der Vereinten Nationen in New York - und Orten auf der ganzen Welt, an denen er sich dafür stark macht, auch den Sport zu nutzen, um die UN-Milleniumsziele zu erreichen.

Toller, aber auch stressiger Job

Lemke im Gespräch mit DW-Sportredakteur Stefan Nestler. Foto: DW/Per Henriksen.
Lemke im Gespräch mit DW-Sportredakteur Stefan NestlerBild: DW

"Ich bin Repräsentant der Vereinten Nationen, Anwalt, Förderer und Vermittler für den Sport", sagt der 64-Jährige. "Das ist ein unheimlich toller Job, der aber auch wahnsinnig stressig sein kann." Er genieße es, als UN-Berater auch menschliche Schicksale verändern zu können. Lemke schildert die Begegnung mit einem jungen Mann aus Kenia, den er vor zweieinhalb Jahren in einem Slum in Nairobi kennenlernte. Er vermittelte dem Afrikaner ein Praktikum bei Radio Bremen. Mit dem, was er dort gelernt habe, sei der Junge jetzt in Kenia so etwas wie ein Lehrer: "Er weiß, wie man Fernsehbeiträge schneidet, synchronisiert und solche Dinge. Das finde ich klasse. Das baut mich unheimlich auf und motiviert mich."

Township, Favela, Flüchtlingslager

Es sind diese Begegnungen mit einfachen Leuten, die Lemke bei seinen Auslandsreisen sucht. "Ich hasse das, wenn ich tagelang in Workshops sitze, wo darüber diskutiert wird, ob das Komma an diese oder jene Stelle kommt." Bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika im Sommer sei er jeden Tag in den Townships gewesen. In der vergangenen Woche besuchte Lemke in Brasilien eine Favela, ein Armenviertel, das von Drogengangs beherrscht werde. Und vor seinem Besuch in Bonn hielt sich Lemke in den Flüchtlingslagern Haitis auf, inmitten der Trümmer nach dem Erdbeben. Dort habe er sich unter anderem ein Sportprojekt angesehen, das jedoch weit mehr leiste. "Diese Leute, die anpacken und machen", so Lemke, würden den Haitianern in einer Art Einwohner-Meldeamt neue Pässe ausstellen, hätten Toiletten und eine Biogas-Anlage gebaut. "In einer Lagerhalle haben sie Sport getrieben, in diesem Chaos. 200 Kids rannten da herum, das war einfach nur Weltklasse. Da habe ich sofort gesagt: Ich helfe euch."

Autor: Stefan Nestler
Redaktion: Calle Kops