Leni Riefenstahl: Nachlass geht nach Berlin
13. Februar 2018Der Nachlass umfasst umfangreiche Fotografie- und Filmbestände, Manuskripte, Briefe, Akten und Dokumente. Sie reichen bis in die 1920ger Jahre zurück und sollen nun gesichtet und aufgearbeitet werden, wenn möglich in Kooperation mit der Stiftung Deutsche Kinemathek, teilte die Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit. "Mit dem Nachlass hat die Stiftung Preußischer Kulturbesitz nicht nur ein bahnbrechendes ästhetisches Werk übernommen", erklärte Stiftungspräsident Hermann Parzinger, "sondern auch eine besondere Verantwortung für die kritische Auseinandersetzung mit dieser streitbaren Person der Zeitgeschichte."
Im Fokus der Aufarbeitung soll Riefenstahls Beziehung zum Nationalsozialismus stehen. Die Filmregisseurin und Fotografin drehte unter anderem die Filme "Triumph des Willens" und "Olympia". Darin inszenierte sie Sportler als heroische Übermenschen und spielte so der Propaganda der Nationalsozialisten in die Hände. Einmal empfing sie Adolf Hitler in ihrer Wohnung.
Lucas: "Modernste Filmmacherin überhaupt"
Wegen ihrer NS-Propagandafilme wurde Leni Riefenstahl zur wohl umstrittensten Regisseurin der Filmgeschichte. Das amerikanische "Time"-Magazin zählte sie als einzige Frau zu den "100 einflussreichsten und beeindruckendsten Künstlern des 20. Jahrhunderts", Hollywood-Regisseur George Lucas nannte sie einmal "die modernste Filmemacherin überhaupt". Andere sahen in ihr den klassischen Fall des von der politischen Macht verführten Künstlers.
Sie selbst hat sich immer als politisch naive Film- und Fotokünstlerin verstanden und doch geriet sie, darin ähnlich dem Theatermann Gustaf Gründgens und dem Bildhauer Arno Breker, in den Strudel von Kunst und Politik. Gleichwohl galt Riefenstahl zu Lebzeiten als kreative und innovative Bilderfinderin. Nach dem Krieg fotografierte sie weiter und veröffentlichte Reportagen aus Afrika und Unterwasserlandschaften. Die Kontroverse über ihre Person freilich hielt an.
Nachlass in der Geburtsstadt Berlin
Nach Riefenstahls Tod 2003 verwahrte ihr Ehemann Horst Kettner den Nachlass weiter in der gemeinsamen Villa am Starnberger See auf. Kurz vor dem eigenen Tod vermachte er ihn dann der gemeinsamen Sekretärin Gisela Jahn. Es sei der Wunsch der Alleinerbin gewesen, den Nachlass der Künstlerin in ihrer Geburtsstadt zu belassen.
Derzeit lagern einem Bericht der BILD-Zeitung zufolge die Umzugskisten mit Riefenstahls Bibliothek, ihren Akten, den Filmen in diversen Varianten vom Originalnegativ bis zur DVD und Fotografien in einem Depot der Staatlichen Museen im Südosten Berlins. Künftig soll er an verschiedenen Orten aufbewahrt werden: Der fotografische Bestand soll im Museum für Fotografie am Bahnhof Zoo untergebracht werden. Den Schriftenbestand mit Korrespondenzen, Tagebüchern und Manuskripten will die Stiftung von der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek betreuen lassen.
sd/so (dpa/epd, Stiftung Preußischer Kulturbesitz)