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Leverkusener Personalrochade

26. November 2018

Nach dem überraschenden Abgang von Jonas Boldt stellt Bayer 04 Leverkusen Simon Rolfes als Sportdirektor vor. Sport-Geschäftsführer Rudi Völler denkt derweil über das Ende seiner Laufbahn beim Werksklub nach.

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Bayer Leverkusens Geschäftsführer Fernando Carro (l.-r), Sportdirektor Simon Rolfes und Sportdirektor Rudi Völler halten einen Bayer-Schal (Foto: picture-alliance/dpa/M. Becker)
Bild: picture-alliance/dpa/M. Becker

Die Augen von Simon Rolfes strahlten. Es handelte sich schließlich um einen für ihn freudigen Anlass. Der Ex-Profi von Bayer 04 Leverkusen wurde als neuer Sportdirektor des Klubs vorgestellt. Eingebettet war Rolfes von Bayer-Konzern-Chef Fernando Carro und Sport-Geschäftsführer Rudi Völler, die beide am Abend zuvor auf dem 70. Geburtstag von Ex-Bayer-Manager Reiner Calmund zu Gast und nach eigenem Bekunden noch ein wenig erschöpft waren. Umso mehr stach die gute Laune des 36-Jährigen Rolfes hervor.

Der wird ab sofort die sportlichen Geschicke des Klubs verantworten. Damit beerbt er Jonas Boldt, der einst als Praktikant bei Bayer 04 begonnen hatte und erst im vergangenen Sommer in die Sportdirektor-Position gekommen war. "Damals, als Praktikant, war er noch kleiner als ich. Er ist erst später in die Höhe geschossen", sagte Rudi Völler mit einem feinen Lächeln im Gesicht und deutete damit an, welch enges Verhältnis beide in den vergangenen Jahren aufgebaut hatten.

Schweigen zu den Trennungsgründen

Diese rasend schnelle Entwicklung in der Vereinsführung scheint selbst Völler überrascht zu haben, der ausdrücklich betonte, "mit Jonas im Reinen" zu sein, auch wenn beide hin und wieder unterschiedlicher Meinung waren und dies auch "offen und direkt diskutiert" hätten. Dass dieser Zeitpunkt ungewöhnlich ist, sei "klar", so Völler. Noch vor kurzer Zeit gingen sowohl er, als auch Boldt davon aus, auch in den kommenden Jahren die Geschicke des Klubs so vertrauensvoll wie bisher gemeinsam zu gestalten. Völler hatte vor ein paar Wochen extra einen neuen Posten angenommen, um "Jonas etwas mehr Handlungsspielraum zu geben".

Rudi Völler im Porträt bei einer Pressekonferenz (Foto: picture-alliance/dpa/M. Becker)
Rudi Völler denkt daran, sich zurückzuziehenBild: picture-alliance/dpa/M. Becker

Weshalb sich die Wege nun doch spätestens am Saisonende trennen, zu dieser Frage schweigen die Protagonisten. Es scheint aber kaum um nicht zu überbrückende Auffassungen zwischen Völler und Boldt zu gehen, sondern eher um Diskrepanzen auf höherer Ebene. "Ich hätte mir das auch anders vorgestellt", sagte Völler mit etwas traurigem Blick. "Es geht halt immer irgendwie weiter im Fußball."

Vielleicht auch aus seiner scheinbaren Enttäuschung heraus warf Völler dann aus heiterem Himmel ein, dass er noch einen wichtigen Punkt vergessen habe: "Es ist ganz normal und richtig, dass wir ganz bewusst einen Umbruch einleiten. Auch mit Stefan Kießling, der noch ein bisschen lernen muss. Ich bin auch schon über 58 Jahre alt, auch bei mir ist es endlich", sagte Völler. Aus diesem Grund habe er sich schon vor rund einem Jahr mehr zurückziehen wollen.

Völler möchte weiter in den Hintergrund treten

Auch deshalb habe Jonas Boldt, der bislang Anfragen anderer Klubs stets abgelehnt hatte, mehr Verantwortung zugesprochen bekommen. Für Völler war Boldt im Grunde der legitime Nachfolger auf dem Posten des Sport-Geschäftsführers. Nun kam doch alles anders. Völler, der noch einen Vertrag bis 2021 beim Werksklub besitzt, untermauerte seine Aussage über seine Zukunft noch einmal deutlich: "Ich möchte gerne ein bißchen in den Hintergrund treten." Die jüngsten Entwicklungen im Klub dürften Völler diese Ankündigung nicht gerade schwerer gemacht haben. In welchem Umfang er sich zurückziehen wird, ließ Völler offen. 

Simon Rolfes im Porträt bei der Pressekonferenz (Foto: picture-alliance/dpa/M. Becker)
Es gibt viel zu tun für Simon Rolfes in der neuen RolleBild: picture-alliance/dpa/M. Becker

Simon Rolfes, der zuletzt die Jugendarbeit im Klub verantwortete, wird sich in den nächsten Tagen und Wochen erst einmal in seinen neuen Job, in dem er keine Erfahrung hat, einarbeiten und "genau in die Mannschaft reinhorchen". Wohin er mit dem Klub künftig will, da blieb der neue Sportdirektor vage und ließ sich keine Marschroute entlocken.

"Wir wollen uns weiter verbessern, deshalb kommt eine neue Generation mit neuen Ideen", sagte Völler in Richtung Rolfes. Und in Richtung Jonas Boldt merkte er noch an. "Sollte Jonas ein Angebot haben, bei dem er vor dem Sommer aus seinem Vertrag heraus müsste, dann werden wir natürlich darüber sprechen", sagte Völler. Das scheint das Mindeste zu sein, was Völler für seinen langjährigen Weggefährten noch tun wolle.